Mittwoch, 8. Juni 2011

Reality vs Hollywood

Letztes Jahr fiel uns in Schweden nach einigen Tagen klirrender Kälte plötzlich der Strom aus. Ohne Strom kein Wasser, denn unser Wasser wird von der Wasserpumpe im Wasserhäuschen ins Haus gepumpt.
Während wir überlegten ob wir uns notfalls im Schnee wälzen könnten um unsere Hygienebedürfnisse zu befriedigen, dämmerte dem besten Freund von allen, dass wir ein weitaus grösseres Problem als unsere Körperpflege hatten: wir brauchten Wasser für die Fütterung der 15 Hunde, die wir mit hatten.
Jeder Hund bekommt ca. 1- 1,5 Liter Wasser pro Mahlzeit auf sein Trockenfutter gekippt.
Der beste Freund von allen und ich hatten schon zuviele Reportagen über den Everest, Alaska und Jack London gesehen, als dass uns nicht sofort klar war, was zu tun ist: wir würden natürlich Schnee schmelzen.
Draussen lagen ja 2 Meter von dem weissen Zeug rum. Euphorisiert weil, Schneeschmelzen im Kocher, das ist das was wir schon immer mal machen wollten seit wir Schlittenhunde haben, was weckt den McGyver im Musher, das ist ganz grosses Tennis, schritten wir zur Tat und packten den Iditarodkocher aus.
Dabei handelt es sich um eine Konstruktion, die auf den ersten Blick aussieht, wie diese Warmhaltebehälter aus Edelstahl, wie man sie manchmal auf Buffets sieht. Unten im Behälter liegt eine Platte aus Schamott, darüber ein viereckiger Behälter in den man das Wasser bzw. den Schnee füllt. Der Behälter fasst ungefähr 6 Liter Flüssigkeit. Auf den Schamott giesst man etwas Spiritus, den man entzündet. Dann wird der Behälter eingesetzt und die Flamme erhitzt dann das was im Behälter ist.
Soweit die Theorie.
In der Praxis verhält es sich so, dass sich Spiritus bei Temperaturen von unter 0 Grad ziemlich schlecht anzünden lässt. Wir haben Minuten damit verbracht bis das Zeug endlich brannte. Dann schaufelt wir eifrig Schnee in den Behälter und warteten ab. Wir fühlten uns wie mitten in Alaska. Unendliche Weiten: Wie im Film waren wir dabei Schnee zu schmelzen.
Der Haufen Schnee schmolz, sank zusammen und ergab eine kleine Pfütze am Boden des Behälters.
Der beste Freund von allen und ich schauten in den Behälter, aber es wurde nicht mehr. "Ja, dann müssen wir mal noch was draufschippen"
Wir schippten noch eine Ladung Schnee in den Behälter. Der Schnee schmolz und die Pfütze wurde etwas grösser. Dann war der Spiritus alle und wir mussten den Schamott neu mit Spiritus tränken. Dann wieder Schnee in den Behälter schaufeln. Eine halbe Stunde und eine Spiritusflasche später haben wir aufgegeben. "Ich versteh das nicht, " sagte der beste Freund von allen"im Fernsehen sieht das doch immer so einfach aus".
Ja, mal wieder dazu gelernt und die Einsicht gewonnen, dass manche Dinge, die man im Fernsehen so sieht den Realitycheck nicht bestehen...

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