Samstag, 30. April 2011

Better Mushing oder wat?

Letztens musste ich für meine Rennlizenz eine Art Sachkundenachweis erbringen. Man nennt es Better Mushing Seminar und der Sinn dieser Seminare soll darin liegen Musher typische Trainingssituationen nachstellen zu lassen und zu schauen, ob Musher und Team diese bewältigen können. Jahrelang hab ich gegen diese Seminare gestänkert, weil ich der Meinung bin, dass das Mumpitz ist, der nur Geld kostet und nix bringt. Und dann musste ich selbst antreten, denn ohne Better Mushing keine Rennteilnahme ab der nächsten Saison. Ich habe seit 1997 Schlittenhunde, fahre im Jahr etwas um die 2000 Trainingskilometer, 500-600 davon durch die einsame Botanik Schwedens, ganz allein auf mich gestellt und jetzt soll ich in einem Seminar beweisen, dass ich über eine Brücke fahren kann....(...) Gut, könnt man nun sagen, wenn du das schon so lange machst und so den Plan im Sack hast, dürfte das für dich doch kein Problem sein: ist es auch nicht, aber ich seh den Sinn nicht drin. Warum soll ich nach 14 Jahren auf einmal einen Sachkundenachweis erbringen? Nun, wie dem auch sei, ich bin da angetreten. Wir mussten zunächst über eine Brücke, dann an einem entgegenkommenden Gespann problemlos vorbei, an einem Jogger mit Hund vorbei, in einer Sackgasse wenden, Booties anziehen, Gespann anhalten und nach vorne gehen. Ich hatte, geb ich ehrlich zu, ein wenig Schiss vor dem sogenannten Head-on-passing. Dabei fährt man also in voller Fahrt an einem entgegenkommenden Gespann vorbei. Das ist mir in Schweden schon 100 Mal passiert und dank eines meiner Wheeler und meines inkompetenten Leithundes ging es auch schon oft genug schief. Mein Wheeler pampt gerne entgegenkommende Hunde an und meine Leithündin bremst gerne so weit ab, dass die Hunde hinter ihr auflaufen und sich alle auf einen Haufen zusammenstapeln. Grossartig, und das alles vor den Augen anderer Teilnehmer. Wir fahren also los, die Hunde springen über die Brücke, weil die Brücke ein Stück braunes, glattes Brett ist und braun und glatt erkennen meine Hunde das als nicht stabiles Eis (jaaaa, die Schwedenfahrerhunde sind Outdoorexperten!) und dann kommt mir auch schon Claudia mit weit aufgerissenen Augen und ihrem Gespann entgegen. Head on passing ist wohl auch nicht Claudias Stärke. Ihre Hunde wollen nicht da vorbei wo Claudia vorbei will und meine...naja, vorne wird gebremst und hinten geschaut. Wir kommen nicht von der Stelle und bergauf gehts hier auch noch. Aber irgendwie kommen wir vorbei und keine 3 m weiter kommt das nächste Gespann. Was ist denn hier los, hiess es nicht es kommt EIN Gespann entgegen?? Als nächstes fahren wir an einem Spaziergänger mit Hund vorbei. Mein Schnappi, der immer gerne schaut und pöbelt fliegt ohne auch nur den Kopf zu heben an den beiden vorbei. Ich bin überrascht aber ich freu mich. Aber drauf gefasst war ich nicht und hatte schon sämtliche Notfallszenarien durchgespielt. Manchmal muss man seinen Hunden auch vertrauen, ne?
Dann sollen wir wenden. Ich fahre in die Sackgasse und lächle breit. Wenden in 2 Zügen auf der Fahrbahn, schon 10000 Mal gemacht, das können wir gut, da sind wir spitze. Und während ich das noch denke und meine Leithündin zu mir rufe, hat sie einer der Rüden schon am Bein und zerrt sie zu sich hin. Sie findet das Scheisse und knurrt ihn an. Der Rüde neben diesem Rüden kriegt wegen des Kuddelmuddels mit den Zugleinen die Beine unterm Körper weggezogen und legt sich erst mal lang hin. Die beiden Streckenposten schauen mich mitleidig an und ich fluche was das Zeug hält. Diese Drecksviecher! Mich so zu blamieren! Ich zerre die Karre rum, entwirre die Hunde, mache die Bremse auf und wir fahren weiter. Ganze 3 Meter, dann muss Madame Leithund nämlich kacken. Der Rüde, der sie eben schon am Haxen hatte versucht das Spielchen nochmal und ich brülle wie am Spiess, dass sie das zu lassen hätten. Schön, jetzt weiss der nächste Streckenposten auch, dass ich auf dem Weg bin.
Dort angekommen sollen wir anhalten, nach vorne gehen, den Hunden Wasser anbieten, Booties anziehen und weiterfahren. Ich kann den Hunden kein Wasser anbieten, denn der Streckenposten hat den Napf vergessen. Also gehts weiter. Ich bin nicht gerade der Held in Sachen Rennbeschilderung. Deswegen fahre ich am nächsten Schild auf der rechten Seite nach rechts. Ich kann ja nicht wissen, dass ein blaues Schild einfach nur bedeutet, dass man auf dem richtigen Weg ist....Nachdem ich auf einer mässig befahrenen Landstrasse rauskomme und checke, dass das auf keinen Fall noch der richtige Weg ist, wenden wir und fahren zurück. Dabei verliert der Leithund seine Booties und ich kann sie dem nächsten Streckenposten nicht beweisen, dass ich einem Hund die Booties ausziehen kann.
 Nach einem weiteren Head on passing erreichen wir das Ziel und ich frage mich ernsthaft, was der ganze Zirkus mir und den Hunden jetzt tatsächlich gebracht hat. Aber, wat mut dat mut und wenn ich nun im nächsten Training von irgendwem an den Kopf geworfen krieg, ich hät meine Hunde nicht im Griff kann ich wenigstens behaupten, dass ich jetzt ganz offiziell ein Schlittenhundegespann führen darf. Ist ja auch schon was.

Mopsalarm!

Normalerweise sind Möpse lethargische, beige-schwarze Klopse auf grünen Sofas. Bisher habe ich noch nie einen Mops getroffen, der sich durch sein kochendes Blut und sein überschäumendes Temprament ausgezeichnet hätte und eher wie Oma Krawuttke auf Phenobarbital wirkten. Und dann traf ich beim Hundetraining das, was ich zuerst gar nicht als Mops erkannt habe. Es war fast breiter als hoch und schwarz. Ein Vorn oder Hinten liess sich nicht sofort als solches erkennen und so bremste ich erst mal um zu schauen, was da genau vor mir auf dem Weg stand und Preisboxerartig und in eindeutig feindlicher Absicht auf uns zuhopste. In einigen Metern Abstand rannte inzwischen Frauchen hinter dem schwarzen Rollbraten auf Beinen her - leicht nach vorne gebeugt, die Arme weit ausgestreckt. Meine Hunde banden sich schon mal das Lätzchen um, ich begann zu schwitzen, weil wo will man denn hin, wenn man mit einer 50 Kilo Trainingskarre, einer 5 m Zugleine, 3 Hunden auf einem engen Waldweg steht und einem klar wird: dieser Hund ist nicht zu bremsen.
Etwa 30 cm bevor der Hund in mein Gespann einschlug, bekam ihn Frauchen am Halsband zu fassen und ich stellte mit einiger Verwunderung fest, dass der schwarze Klops ein Mops ist. Ein gut genährter dazu. Geschätzte 15 Kilo Lebendgewicht fingen nun, da er an der Leine hing, an zu knurren und die Zähne zu fletschen. Meine Hunde standen da wie geparkt und man merkte, auch die wundern sich, was die kleine dicke Knackwurst denn so zu stänkern hat. Und mal im Ernst: ein knurrender, zähnefletschender Mops ist ein Anblick, bei dem man sich schon beim Gedanken dran nass macht.
Frauchen machte sich ohne weitere Worte vom Acker und ich rief ihr noch nach, "das nächste Mal leinen Sie ihren Hund doch bitte an, es könnt auch mal zu spät sein....!" Aber sie antwortete nicht.
Ich dachte immer, Mopsbesitzer sind wie ihre Möpse, exzentrisch, lethargisch und ein wenig umfangsvermehrt - scheinbar gibts aber auch hin und wieder Ausnahmen von der Regel....

Dienstag, 19. April 2011

Grün

Ist es euch schon aufgefallen? Es ist ganz schön grell draussen. Garstiggrün, neongrün, grellgrün platzt es einem entgegen, wo vor 14 Tagen noch graue Ödnis war. So als ob einer in den letzten Nächten mit einem Eimer Farbe (krassgrün) durch die Gegend marodiert wär. Man ist es ja gar nicht mehr gewöhnt und es macht einem auch unmissverständlich klar: bis zum nächsten Winter sinds jetzt noch gut 7 Monate.

Freitag, 15. April 2011

Early morning forest rushhour

Seit 14 Tagen spiele ich während des Trainings eine Art Spiel. Ich versuche da zu fahren, wo die üblichen Verdächtigen nicht gerade rumlaufen. Die üblichen Verdächtigen sind zwei ältere Damen mit Stöcken, zwei Frauen mit zwei Hunden, ein Ehepaar mit Stöcken, Nicki und sein Frauchen, die Frau mit dem Beagle und die Frau mit dem Mischling. Die alle treffe ich, wenn ich Pech habe auf meiner 7 Kilometer Trainingsstrecke.
Meist dicht hintereinander. Vorgestern versuchte ich dann die ganze Sache mal organisiert anzugehen und habe überlegt, dass wenn die gestern da und da gelaufen sind, dann laufen die heute auch wieder da und da, also fährst du am Weiher nicht rechts, sondern links. Ich fahre links und treffe nach 200 m die beiden Damen mit den Stöcken, die beiden Frauen mit den zwei Hunden und nach 3 Kilometern treff ich das Ehepaar mit den Stöcken die Frau mit dem Beagle und Nicki mit seinem Frauchen.
Super. Das hat ja wohl nicht so gut geklappt. Scheinbar hatten die den gleichen Gedanken wie ich und sind deswegen gaaaanz anders gelaufen.
Heute morgen dann wollt ich ganz schlau sein und bin nicht wie üblich rechts in den Wald gefahren sondern bin zackig links abgebogen.
Zum Glück hat meine Trainingskarre so gute Bremsen: sobald ich um die uneinsehbare Kurve war kam ich auf knirschendem Kies zum Stehen, 2 m vor mir standen die Frau mit dem Mischling, die Frau mit dem Beagle und Nicki mit seinem Frauchen. Dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen allesamt zu Tode erschrocken.
Ich hab gewendet und bin rechts in den Wald gefahren. Keine 10 m später kamen mir die beiden älteren Damen mit den Stöcken entgegen....
Konnt ja nu keiner wissen, dass die sich absprechen um mich völlig in den Wahnsinn zu treiben!!

Hundeexperten

Als Besitzer eines Siberian Husky trifft man allenthalben auf wahre Experten der Kynologie, die mit ihrem Wissen nicht hinter dem Berg halten wollen/können.
So sitze ich also mit meinem agouti (=wildfarbenen) Hund im Wartezimmer des Tierarztes und die Leute starren den Hund an. Irgendwann traut sich der erste die Frage aller Fragen zu stellen:
"Ist das ein Wolf?"
Ich muss zugeben, der Gedanke könnte einem bei diesem Hund kommen, aber ich sage dann
"Nein, das ist ein Husky". Ich sehe wie bei den Leuten innerlich der Vorhang fällt "ja nee is klaa, was die Alte da erzählt.." und dann kommt
"aber da ist Wolf mit drin, gell?"
Ich verneine, sage es ist ein reinrassiger Sibirier sogar mit FCI Papieren. Das bringt die Leute dann auf Trab:
"Die reinrassigen Huskys haben doch normalerweise blaue Augen !" (beifallheischend in die Runde guckend und stolz drauf so clever zu sein).
*zsambrech*
Ich sage dann so freundlich wie es geht:"Die können alle Augenfarben haben auch zwei verschiedene"
Ok, das hat nun alles nicht gezogen, dann kommt der Klassiker überhaupt:
"Die müssen aber viel laufen, gell?"
Der Spruch kommt immer. Man sitzt irgendwo rum, die Leute sehen den Hund und sagen "Ach mit dem müssen Sie aber viel laufen, gell? Mindestens 2 Stunden!"
Wenn ich nicht reden will sag ich : jaja
Wenn ich nett bin sag ich "nö, halbe Stunde reicht auch" - ich sehe dann an den Blicken, dass mich die Leute als ahnungslosen Huskyquäler abstempeln und den Hund bemitleiden, der im Gegensatz zu dem was sie so an der Leine haben eine durchtrainierte Sportlerfigur hat.
Ein weiterer Klassiker ist "Was machen Sie denn mit dem Hund im Sommer"...
Ich bin meist zu genervt um zu sagen "wir haben einen extra Kühlraum zum Übersommern im Keller, da kommen die alle rein bis November" und ihr könnt es mir glauben, die Leute würden einem das abnehmen.
Auf einem Rennen wurde ich mal von einer Dame mit einem übergewichtigen Yorkie gefragt ob ich denn wisse, was ich da an der Leine hätte und dass das ein Arbeitshund sei und mit dem müsste ich was machen und was ich denn mit dem so machen tät. Ich hatte eine Startnummer an, wohlgemerkt.
Aber den Vogel hat meine Nachbarin abgeschossen. Ich wusste gar nicht dass sie sich mit Hunden auskennt, aber sie hat mich eines besseren belehrt. Sie findet ja, dass die Hunde nicht artgerecht gehalten werden. Ich würde ja mit denen losfahren zum Training und wäre ja so schnell wieder zurück. Und dann gehören die Hunde ja gar nicht hier her in unser Klima, die hätten ja so heiss im Sommer und würden leiden.
Ich hab sie jetzt eingeladen, wenns demnächst mal wieder warm wird. Dann zeige ich ihr, wie sich mein Polarhund bei plus 42 Grad in der prallen Sonne im Wintergarten ausgiebig braten lässt.....

Mittwoch, 13. April 2011

Legalize it!

Als Schlittenhundegespannführer stehst du in diesem Lande in 9 von 10 Bundesländern ständig mit einem Bein im Knast - etwas übertrieben formuliert. Worum geht es? Es geht um das deutsche Waldgesetz und seine Bestimmungen. Während viele nicht mal wissen, dass es sowas gibt, beschäftigt man sich als deutscher Musher gewissermaßen ab dem Moment damit, da der zweite Schlittenhund auf den Hof kommt, und man somit ein Gespann sein eigen nennt.
Wo so ziemlich jeder seinem Sport nachgehen darf und sei er noch so schräg, umweltzerstörerisch oder nervtötend, hat man als Schlittenhundler ein Problem: in den meisten Bundesländern ist das Betreten des Waldes mit einem von Tieren gezogenen Fuhrwerk nicht , bzw. nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Waldbesitzers erlaubt. Das widerum bedeutet, dass man, so man mit seinem Schlittenhundegespann die Waldwege benutzen will, dieses mit seinem Förster besprechen muss. Einige Förster sind da durchaus zugänglich andere froh, wenn sie wenigstens eine Sorte Idioten aus dem Wald sperren können. Als Schlittenhundler sitzt man am denkbar kurzesten Hebel. Die Jäger dürfen im Wald alles, denn sie zahlen dafür ja ordentlich. Die Reiter dürfen auch in den Wald, wenn auch nicht überall hin, denn auch die Reiter haben eine Lobby. Die Mountainbiker kümmern kaum einen und die Nordic Walker kriegen sogar noch beleuchtete Wege zugewiesen.
Was ist nun die Begründung des Verbots?
1. Die Gespanne verscheuchen das Wild
Ja. Manches Wild ist ja so verscheucht, das muss man fast vom Weg schieben, damit man es nicht überfährt. Ich seh sie manchmal denken, "aaah die Hundetante, basst scho, da bleib ich einfach stehn" Es fehlt dass sie winken. Und die andere Seite: wer einmal hinter einem Rudel Nordic Walkerinnen hergelaufen oder gefahren ist, weiss, dass nichts und niemand diesen Geräuschpegel übertreffen kann.
2. Die Gespanne zerstören die Wege
Genau. Und die Harvester, die Holzmacher, die Traktoren, die den ganzen Wald umpflügen jetzt eher nicht oder wie?
3. Darum!
Ich hab den Verdacht, dass die entscheidenden Stellen einfach froh sind, dass es eine Möglichkeit gibt um wenigstens ein paar Leute aus dem Wald raus zu halten. Die Mountainbiker, Spaziergänger und Reiter kriegt man nicht und die Schlittenhundler kann man dank der gesetzlichen Regelung unter Pferdefuhrwerk laufen lassen. Da haben die auch kein Interesse dran es zu ändern. Und leider, man muss es so sagen, ist es den diversen Schlittenhundevereinen bzw. dem Verband in den 30 Jahren ihres Bestehens noch nicht eingefallen sich mal dafür stark zu machen, dass ihre vereinsbeitragzahlenden Sportler oftmals überhaupt nicht ihren Sport ausüben können. Lieber sorgt man sich um Sachen wie "brauchen wir wirklich nur 200 Rennkategorien?"

Deswegen: legalisiert das Fahren von Schlittenhundegespannen in deutschen Wäldern. Wir tun niemand was, wir sind meistens nett, unsere Hunde sind immer an der Leine, für gelegentlich auftretende Idioten kann ja keiner was, die gibts überall. Wir trainieren nur von September bis März, wo sowieso kein Mensch im Wald ist. Wir wollen nur unseren Sport ausüben wie Millionen anderer Menschen in diesem Land auch. Es kann nicht sein, dass man nur, weil man mit einer von Hunden gezogenen Karre durch den Wald fährt mit einer Ordnungsstrafe von bis zu 10 000 Euro belegt werden kann. Viele Orte hierzulande richten seit Jahren Schlittenhunderennen aus. Das Rennen in Todtmoos hat jedes Jahr 10 000 begeisterte Zuschauer, das Fernsehen berichtet sogar. Aber wie sollen diese Rennen stattfinden, wenn den Teilnehmern jede Chance genommen wird die Hunde darauf vorzubereiten? Wieso ist ein Land wie Bayern in der Lage mit den Schlittenhundlern zu leben und diese auf den Waldwegen trainieren zu lassen?
 Dann kanns doch auch für die anderen nicht so schwer sein das Fahren auf Waldwegen zuzulassen?

Oder?

Freitag, 8. April 2011

Arschlochhunde

Es gibt nicht nur Arschlochkinder, es gibt auch Arschlochhunde. Einer davon lebt einen Steinwurf entfernt, quer über die Strasse. Nicki ist ein 15 Jahre alter Yorkie, dessen Größenwahn seine Körpermaße um ein vielfaches übersteigt. Nickis Signaturemove ist wie vom wilden Affen gebissen am Zaun entlangzurasen und dabei wie irre zu kläffen. Er macht es seit 14 Jahren jedes Mal, wenn ich mit meinem Gespann an seinem Gartenzaun vorbei komme. Jedesmal wie abgerissen, jedesmal ohne sich dabei von seiner Besitzerin, die ihm im Schweinsgalopp und ausgestreckten Armen hinterher hechtet, stören zu lassen.
Bei einer Gelegenheit hat meine Leithündin sich im Bruchteil einer Millisekunde überlegt, dass today  judgement day ist. Wir fuhren in gebührendem Abstand am Zaun vorbei, Nicki fetzte kläffend den Zaun lang. Meine Hündin zog obwohl wir schon fast vorbei waren, urplötzlich Richtung Zaun, checkte kurz die Lage und schnappte dann zu. An dem sanften "Klonk" mit dem etwas Hartes auf etwas Hölzernes traf, war zu erkennen, dass sie den Yorkie erwischt hatte und gerade dabei war ihn durch den Zaun zu ziehen (Abstand der einzelnen Staketen, etwa 3 cm).Das alles passierte schneller als ich hätte reagieren können.
Ein lautes Brüllen von mir und ein hysterisches "Ohgottohgottohgott" der natürlich in diesem Moment im Garten auftauchenden Besitzerin, hielten meine Hündin dann doch davon ab, ihr Werk zu vollenden. Sie liess von Nicki ab und tat so, als hätten wir wegen sonst was angehalten. Nicki war übrigens nichts passiert. Er war aber ganze zwei Tage unter Schock, hat einen halben Tag nichts gefressen und am dritten Tag raste er wieder am Zaun entlang wie eh und je. Der lernt es nicht mehr. Nicht in diesem Leben.
Kein halbes Jahr später stand er keine 3 m vor mir frei auf der Strasse und kam kläffend näher. Ich blieb natürlich sofort stehen machte kscht aber Nicki blieb erst eineinhalb m vor dem ersten Hund im Gespann (die Hündin) stehen. High Noon. Während ich mir überlegte, wie sag ichs meinen Nachbarn, dass 3 Huskybestien das arme, unschuldige kleine Hascherl waidmännisch unkorrekt auf offenere Strasse zerlegt und seine Überreste in alle 4 Himmelsrichtungen geschleudert haben, kam der Besitzer auf die Strasse (leichenblass) und rief  panisch seinen Hund. Nicki überlegte kurz und drehte dann tatsächlich um.
Mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, ich hab die Bremse aufgemacht und dann sind wir gaaaanz schnell in den Sonnenuntergang geritten.
Muss ja nicht sein, dass etwas passiert. Wenn ein grösserer Hund, bzw. mehrere grössere Hunde einen kleinen niedermachen, dann zählt es für die Besitzer wie für die Öffentlichkeit nicht, dass der Kleine angefangen hat oder schon immer eine fiese Qualle oder ein Beisser war. Dann ist man der Dumme.
Immer und grundsätzlich.

Donnerstag, 7. April 2011

Gegessen wird was in den Napf kommt!

Auch wenn mir die Werbung täglich einredet, dass auch mein Hund die Abwechslung in seinem Napf zu schätzen weiss, gibt es bei uns zuhause jeden Tag mehr oder weniger dasselbe: Trockenfutter und Frischfleisch. Im Sommer Sommertrockenfutter mit weniger Fett, im Winter das Hochleistungsfutter. Immer Rindfleisch, immer die gleiche Sorte. Dass der Hund Abwechslung im Napf braucht hat die Werbung für den besorgten Hundebesitzer erfunden, der glaubt dass ein Hund auch nur ein Mensch ist. Aber jede Futterumstellung bedeutet Stress - zum einen für den Hund, dessen Magen sich auf das neue Futter nicht einstellen kann und zum anderen für den Hundebesitzer, der nach einer Weile 20 angebrochene Futtersäcke im Keller deponieren muss. Hunde können so hinterhältig sein. Wenn die erst mal begriffen haben, dass ihr Besitzer kein Mittel gegen den berühmten Hund-stirbt-gleich-wenn-er-nicht-sofort-bekommt-was-er-will-Blick hat, ist der Sack schon zu. Dann nämlich beginnt die Phase wo der Hund schlagartig angegrätzt in die Ecke schaut sobald der Napf serviert wird. Als Hundeanfänger steigt in einem da schon mal die weissglühende Panik auf "Oh mein Gott der Hund verhungert!" und es wird alsbald eine neue Sorte Futter besorgt - jetzt noch besser, noch feiner. Und siehe da, der Hund frisst mit Begeisterung - ganze 2 Tage lang. Dann wiederholt sich das Spielchen. Ich weiss wovon ich spreche, ich habe es erlebt.
Mein erster Husky war so ein Kandidat. Ich fiel von einer Ohnmacht in die nächste, der arme Hund, ist schon ganz schwach, hat einen halben Tag nichts gefressen. Dazu der Blick des Hundes, wahlweise waidwundes Bambi oder "das wirst du büßen" und ich fühlte mich konstant schlecht, schlecht, schlecht. Ich hatte 20 Sorten Trockenfutter im Keller vom schweineteuren US Superpremiumfutter bis zum schwedischen Trockenelch. Als mir langsam die Futtersorten ausgingen habe ich mein Leid einem befreundeten Musher erzählt und der lachte mich erst mal aus.
Dann gab er mir einen Rat, den ich bis heute befolge: lass ihn hungern.
Ein gesunder Hund lässt sich nicht verhungern. Gib ihm das Futter, wenn er frisst ok, wenn nicht, direkt weg. Am nächsten Tag wieder was anbieten, frisst er es, ok, wenn nicht, weg.
Das habe ich gemacht. Mein Hund hat 5 Tage durchgehalten. Danach hatten wir nie wieder eine Diskussion, er hat sein Tellerchen immer leer gemacht und ich habe 12 Jahre lang dieselbe Futtermarke gefüttert (und dann wurde die Marke nicht mehr nach Europa exportiert).

Es gilt der Merksatz: Schlechte Fresser werden nicht geboren, sondern gemacht.

Mittwoch, 6. April 2011

Todays Trailsong (4)

Green Day - Holiday

Hilfe, mein Husky haart!

Zweimal im Jahr wechselt der Siberian Husky sein Fell. Im Herbst bekommt er dicke Unterwolle, die er im Frühjahr wieder abwirft. Soweit die Theorie. In der Praxis sieht es so aus, dass man mit Unmengen von hellbeiger, hellgrauer und reinweisser Huskywolle konfrontiert wird, die nicht nur wie Trockengestrüpp durch ein Westernkaff, durchs Wohnzimmer fliegt, sondern die sich schliesslich überall im Haus findet: in Kaffeefiltern, Zahnputzbechern und auf Zimmerpflanzen. Ohne tägliches Staubsaugen der Hütte und Kämmen der Hunde wird man der Masse an Wolle nicht Herr. Ich muss mir immer ein wenig auf die Zähne beissen, wenn mir zb. im Wartezimmer meiner Tierärztin andere Hundebesitzer erzählen, dass ihr Hund ja auch fürchterlich haart. Das erzählen die mir, weil sie mich sehen: von oben bis unten voller Hundehaar und der flusende Hund daneben, der 300 gr Hundewolle verliert während er ausatmet. Nein, liebe Nicht-Huskybesitzer, ihr habt keine Ahnung wie viel Wolle so ein Husky verlieren kann, wenn der Winter nur halbwegs ausreichend frisch war. Es sind ganze Mülltüten voll - ein Hund, 2 mal gekämmt. So ein Husky kann wochenlang die Wolle abwerfen und bei Bedarf nachlegen, sollte ein kurzer Kälteeinbruch kommen.
Der Zeitpunkt des Abwerfen des Winterfells ist eine individuelle Angelegenheit. Es wär ja auch viel zu einfach würden alle Hunde auf einmal mit dem Haaren anfangen. Meine sind dazu übergegangen, nacheinander zu haaren und erst damit anzufangen, wenn der Vorgänger fertig gehaart hat. So habe ich von März bis August viel Freude mit Bergen von Huskywolle und ab September fängt der erste damit an, das Sommerfell abzuwerfen.
Früher hab ich die Huskywolle gesammelt, weil ich die fixe Idee hatte mir aus der Wolle mal irgendwann Socken stricken zu lassen. Huskywolle ist wahnsinnig warm und zart und riecht kaum nach Hund. Inzwischen habe ich einen besseren Verwendungszweck gefunden: ich stopfe die Wolle in einen Behälter auf dem Fensterbrett. Sämtliche Vögel in der Umgebung sind ziemlich scharf auf die Huskywolle um ihre Nester auszukleiden. An manchen Tagen herrscht regelrecht Stossverkehr vor unserem Küchenfenster.
Wenn ich jetzt noch die Vögel dazu bringen könnte die Wolle direkt vom Erzeuger zu zupfen.....