Samstag, 18. Juni 2011

Künstlerpech

Meine spezielle Freundin, die Chaostante stand im vorletzten Winter auf dem Stake-out und traf die letzten Vorbereitungen vor ihrem Start bei einem Schneerennen. Sie rollte ihre Zugleine aus, setzte den Schneeanker, band ihren Schlitten fest, spannte die 8 Hunde ein, stellte sich auf den Schlitten, zog die Schneeanker und als sie den Paniksnap aufmachen und losfahren wollte sagte ihr Mann
"Du sage ma, du hast ja gor geene Gufen underm Schliddn"

Nichts ist so schön wie das Unglück anderer. Ich bin da ohne schlechtes Gewissen schadenfroh, weil mir selber schon so viel blödes Zeug passiert ist. Ok, ich hab noch nie vergessen die Kufen unter meinen Schlitten zu schrauben, aber dafür bin ich schon gegen einen Baum gefahren, fast abgesoffen und mal beim Wildpinkeln auf einsamen Trail von einem vorbeifahrenden Schweizer überrascht worden.

Der beste Freund von allen zieht mich mit meinen Erlebnissen oft genug auf. Ihm kann sowas ja nicht passieren, er macht das schon 20 Jahre und ist schon so viele Rennen gefahren....und überhaupt.
Vor zwei Jahren in Schweden, war ich mit meinem Team gerade nachhause gekommen, als plötzlich mein Handy klingelte. Der beste Freund von allen. Er fragte mich im Plauderton, wo ich denn sei  und ob ich mal auf den See laufen könne, da müsste gleich sein Team kommen, denn er habe es 10 km von hier verloren und jetzt wärs ohne ihn unterwegs.
Ich rief nach meiner Freundin K und wir liefen zusammen die 500 m bis zum See.
Auf dem See angekommen war nichts zu sehen. Kein Team, kein panisch auf uns zu laufender Mensch. Nur grenzenloses Weiss.Wir liefen weiter auf den See. Ich hatte meine klobigen Bunny Boots an, die ca. 100 Kilo wiegen und in denen man in etwa so gut laufen kann wie wenn man sich Betonklötze an die Füsse bindet.
"Ja wo ist der denn jetzt???" 
Wir liefen zu einer Stelle wo wir den ganzen See überblicken konnten, aber kein Team zu sehen.
Dann hörte ich Stimmen. Es ist nie gut Stimmen zu hören, aber wenn man Stimmen hört und mitten auf einem zugefrorenen See in Schweden steht, kommt man sich extrem seltsam vor. Allerdings sagte K in diesem Moment "da ist doch jemand???Ich hör Stimmen".
Von links hörte man jetzt tatsächlich Menschen reden. Kurz darauf kam ein grosses Schlittenhundeteam auf uns zu. Darauf standen zwei Menschen und aus dem Sack lugte etwas rundes hervor.
Als das Team näher kam erkannten wir, dass es das Team des besten Freunds von allen war. Darauf stand unsere Bekannten M. und S. und grinsten. Im Schlittensack sass, ziemlich fertig mit der Welt, der beste Freund von allen.
Als M. anhielt, kletterte er raus und erzählte, dass er mich zuerst nicht auf dem Handy erreicht hatte und deswegen M., der direkt am See wohnte, angerufen habe. M. sei mit S. sofort auf den See gelaufen und habe das zeitgleich eintreffende Team, das ganz offensichtlich auf dem Heimweg gewesen war, eingefangen. Dann sind sie zusammen den besten Freund von allen suchen gegangen.
Wie der beste Freund von allen das Team verloren hat? Die alte Geschichte. Ihn habe ein menschliches Bedürfnis gequält. Also habe er angehalten, das Team ordnungsgemäss mit 2 Ankern und einer Notleine, die er um einen Baum gebunden hatte gesichert.
Als er fertig war, zog er zuerst die beiden Anker raus und als er die Sicherheitsleine gerade gelöst hatte zogen alle 8 Hunde gleichzeitig und ruckartig an und der beste Freund von allen, der mit so einer Aktion überhaupt nicht gerechnet hatte fiel vom Schlitten.
Er sagte es wär ein sehr seltsames Gefühl gewesen dem Team und dem Schlitten hinterherzuschauen, während sie sich von ihm entfernten. Und dann sei ihm gedämmert, dass er 10 km von zuhause weg ist.

Den Nachhauseweg haben wir dann zu 3. auf bzw im Schlitten angetreten. Der beste Freund von allen fand, das das eine gerechte Strafe für die Hunde wär, die ihn so hinterhältig haben im Wald stehen lassen.
Seine grösste Sorge war übrigens die gewesen, dass die Hündinnen alle heiss waren und er eine Gruppenorgie befürchtet hatte, spätestens dann, wenn das Team an einem Baum kleben geblieben wäre. Positiv verbucht habe er die Tatsache, dass der gute Schlitten aus österreichischer Produktion nicht einmal umgekippt oder die Spur verloren habe.
Deswegen ist es immer gut, wenn man vorher die Kufen drunter geschraubt hat!

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