Mittwoch, 23. März 2011

Das gangstarappende Michelinmännchen

Letztes Jahr, nachdem ich aus meinem alten Overall herausgewachsen war (*soifz*) lag es nahe, einen neuen zu kaufen. Ich wollte etwas, das wasserdicht und winddicht war und wurde beim Armeebedarf der Briten fündig. Bei ebay erwarb ich für 50 Pfund einen wind- und wasserdichten Overall, einen Dew Liner, mit Kapuze und gefüttert war er auch noch. Bis minus 40 Grad sollte er warm halten. Ich habe ihn in der Grösse XL bestellt, weil ich den Overall über die Strassenkleider tragen wollte, wenn ich nach Schweden fahre, unterwegs die Hunde mal rauslassen muss und nicht hinterher aussehen will wie aus der Tonne gezogen.
Was ich nicht bedacht und der Verkäufer zu erwähnen vergessen hatte war, dass sich die Grössenangabe "XL" nicht zwingend auf die Breite beziehen muss. Im Fall meines Dew Liners ist mit XL ausschliesslich die Länge des Anzugs gemeint. Mein Overall ist für Menschen mit einer Körpergrösse von 190 cm gemacht, also knapp viel zu lang für mich (keine 170 cm hoch). Dafür sind die Ärmel zu kurz und der Schritt hängt mir in den Kniekehlen. Menschen, die mich in dem Anzug gesehen haben, hat es schon zerrissen vor Lachen. Ich sehe in dem Ding nämlich aus wie das gangstarappende Michelinmännchen. Dafür war ich bei der Tettauer Regenschlacht eine der wenigen, die nicht patschnass geworden war und wenn ich durch den heimischen Wald fahre, kommt der Schlamm nicht bis auf die Haut durch. Wenigstens etwas....

Dienstag, 22. März 2011

Wenn dein Hund dich erst blamiert....

Eltern werden es von ihren Kindern kennen: man wird immer gerade dann von seinem Nachwuchs bis auf die Knochen blamiert, wenn das Publikum besonders vielzählig und dankbar ist. Gleiches gilt für den engagierten Hundebesitzer. Die Hunde siehst du den ganzen Tag nicht, sie liegen in ihren Kennelboxen, unter der Couch, unsichtbar für die Welt. Sobald du aber Gäste hast, ändert sich das Bild. Die sonst so gänzlich unsichtbaren und stillen Hunde werden auf einmal penetrante Bettler mit feuchten Augen, nervige Unter-dem-Tisch-auf-den-Füssen-der-Leute-Rumlieger, lästige Gäste-Verfolger, sie zanken sich vor aller Augen und sind schlagartig taub geworden - kurzum: sie sind die Pest. Mir liegt dann so oft der berühmte Hundebesitzerspruch auf den Lippen: "Das haben die ja noch nie gemacht!" - aber ich sage ihn nicht, ich denke ihn nur. Das ständige Schimpfen und Zurechtweisen wirft ausserdem ein fieses Bild auf mich als Erziehungsverpflichtete. Meist finden die Leute es noch fürchterlich putzig, wenn ihnen einer der Hunde das Brötchen vom Teller geklaut hat. Wie soll ich denen klarmachen, dass hier gerade Jahre der konsequenten Hundeerziehung den Bach runter gehen? Und ich schäme mich dann auch so....
Aber, es geht noch einen Zacken schärfer wie mir meine Leithündin während des gestrigen Trainings bewiesen hat.
Wir fahren also mal wieder durch den Wald, die Hunde laufen auch recht schnell, als ich von weitem ein Rudel Joggerinnen erblicke. Jogger ohne Hunde sind kein Problem und ich fahre ganz relaxed und cool weiter. Das Rudel Joggerinnen besteht aus zwei Gruppen, wie ich beim weiterfahren merke und gerade als die erste Gruppe kurz vor meiner Leithündin läuft, zieht das niederträchtige Hundeviech nach links, zur Wegesmitte hin, wirft sich direkt vor die Füsse der Joggerinnen in die Hundehaufenabseilposition und beginnt die erste Wurst ins Licht zu drücken. Ich bat die Erde sich aufzutun, aber sie tat es nicht und so sah ich noch wie die Joggerinnen leicht amüsiert, leicht pikiert an mir vorbei liefen. Ich wollte gerade den Leithund verfluchen als die nächsten Joggerinnen auf uns zukamen. Die Madame sass ja immer noch mittig auf dem Weg. Ich versuchte sie anzutreiben, aber statt dessen schickte sie mir den Blick der Verdammnis und presste noch ein bisschen mehr. Himmelarschundzwirn. Ich hät sie am liebsten an den nächsten Baum getackert. Statt dessen versuchte ich endlich von der Stelle zu kommen, als das niederträchtige Hundeviech auf die Idee kam an den Joggerinnen schnüffeln zu wollen und noch ein wenig mehr nach links zerrte. Die letzte Joggerin in der Gruppe erschreckte sich fürchterlich, riss die Arme hoch und versuchte von einem Bein auf das andere hüpfend an meinen Hunden vorbeizukommen.
Ganz grosses Tennis. Ich hab mich geschämt wie ein Putzeimer...Immer dann wenn man so cool sein will passiert natürlich sowas....

Wer ist hier der Zughund?

Gestern nachmittag, lief der JRT (Schulterhöhe: 20 cm, 7,8 Kilo schwer) an dem auf dem Parkett liegenden Großen  (60 cm, 22 Kilo) vorbei. Der Große wollte wohl spielen und knallte dem JRT die Pfote auf den Rücken. Der JRT, gar nicht begeistert, knurrte und brummte, versuchte aber weiter an dem ihm im Weg liegenden Husky vorbei zu kommen. Der Große legte unbeeindruckt auch noch die zweite Pfote auf den Rücken des JRT, der immer noch knurrte und brummte. Und während der JRT so brummend und knurrend weiterlief zog er ungerührt den Großen, der seine Pfoten auf dem Rücken des JRT liegen hatte, ein gutes Stück über das Parkett. Leider hatte ich in dem Moment keine Kamera griffbereit, man hätte es filmen müssen, das glaubt einem ja kein Mensch.

Montag, 21. März 2011

Kommt ein Musher geflogen

Es war im letzten Jahr in Schweden. Meine Freundin B. und ich hatten nachmittags beschlossen mit dem Rentnerhund und einem Welpen spazieren zu gehen. Wir waren gerade auf dem Nachhauseweg als wir plötzlich Hundegeheul hörten: da spannte jemand ein und würde gleich los fahren. Aus der Richtung konnte es eigentlich nur die Chaostante sein und richtig, als wir näher kamen sahen wir sie wie sie gerade dabei war Hunde einzuspannen. Wir beschlossen nicht weiterzugehen und in sicherem Abstand zu warten bis die Tante weg ist.
Die Chaostante bewohnte ein Haus direkt an der Strasse, die auch zu unserem Haus führt. Um auf den Trail zu kommen musste sie geradeaus über die Strasse fahren. Wir blieben in etwa 50 m Entfernung stehen, man kennt seine Pappenheimer und die Chaostante heisst nicht umsonst so. Während das Anspannen dauerte und dauerte, beäugte ich mal den Graben rechts und links von der Strasse und fragte B. in welchen sie denn springen würde, wenn die Chaostante anstatt geradeaus links abbiegt.
B. schaute mich entgeistert an und sagte: "Meinst du, die kommt hier runter?"
Ich zuckte mit den Schultern und meinte nur, dass das schliesslich die Chaostante ist und bei der wäre einfach alles drin. Wir standen bereits gute 15 Minuten auf der Strasse und warteten darauf, dass das Team endlich losfahren würde.
In diesem Moment tauchte die Chaostante neben ihren Leithunden auf, sah uns und machte eine Abwehrbewegung in unsere Richtung. B.wurde direkt sauer und zischte "Wohin sollen wir denn noch gehen, wir sind ja schon fast im Dorf!"
Wir blieben also stehen und bekamen so noch mit, wie die Chaostante sich zu ihren Leithunden herunterbeugte geradeaus auf den Trail zeugte und laut vernehmlich "Da gehts lang" sagte.
Mir schwante Düsteres. Während B. noch stänkerte: "Kommt die vielleicht mal endlich in die Gänge", wurde es plötzlich ganz still - das sichere Zeichen dafür, dass die Chaostante den Schneeanker gezogen hatte.
Wir sahen noch wie die Leithunde losliefen und im vollen Galopp anstatt geradeaus auf den Trail links auf die Strasse abbogen und in einem Affenzahn auf uns zu kamen. Ich schrie noch "B!!RENN!" und dann rannten wir zusammen die Strasse runter, hinter uns her das 6er Hundegespann. Die Chaostante brüllte aus Leibeskräften "HILFE HILE, ICH KANN NICHT BREMSEN!"
B und ich rannten in eine Hofeinfahrt in der ein älterer Schwede mit einer Zipfelmütze stand und völlig konsterniert auf das sich ihm bietende Schauspiel schaute. Kaum waren wir nämlich in der Hofeinfahrt angekommen, hatte uns das Hundegespann mit der schreienden Chaostante ungebremst eingeholt. Wir standen umzingelt von dem Team vor der Garage des Schweden, der gar nicht reagierte. Dafür reagierte die Chaostante indem sie weiter um Hilfe rief. "Helft mir doch, helft mir doch". B. knallhart "ICH HELFE DER NICHT!".
Da die Hunde zum Glück nicht auf den Rentnerhund und den Welpen losgingen, drückte ich B. die Leine des Rentnerhundes in die Hand, kämpfte mich durch den Leinensalat, ergriff die Neckline der Leithunde und führte die Hunde zur Grundstücksauffahrt. Während der ganzen Zeit war die Chaostante auf dem Schlitten wie festgetackert stehen geblieben. "So, Chaostante", sagte ich "wo wollen wir denn jetzt hin, rechtsrum oder linksrum?" Rechtsrum führte die Strasse direkt ins Dorf. "Linksrum natürlich" zischte die Chaostante. Ich ging also links rum, führte das Gespann auf die Strasse und die Chaostante fuhr davon. Dabei sah ich auch, dass auf der Strasse nicht mal Spuren der Krallenbremse zu sehen waren, die Tante hatte also nicht mal versucht zu bremsen. B. war leichenblass. Mir zitterten ein bisschen die Knie. Ich hatte mir in erster Linie sorgen um unsere beiden Hunde gemacht, aber denen war zum Glück nichts passiert. Bedankt hat sich die Chaostante übrigens nie. Ich habe nur später mal gehört, dass sie sich über die beiden blöden Weiber beschwert hat, die ihr Gespann abgelenkt hätten, weil sie zu nah an das Team herangekommen wären...

Sonntag, 20. März 2011

Sind Sie ein Auto?

Im Januar 2011 lag bei uns so viel Schnee, dass ich mit dem Schlitten von der Haustür weg trainieren konnte. Das kommt selten genug vor und so habe ich täglich pünktlichst und fluchtartig das Büro verlassen, bin so schnell die Strassenlage es zu liess nachhause gefahren, hab mich ohne Grusswort in die Hundeklamotten geschmissen und den Schlitten auf die Strasse geschoben. Der beste Freund von allen hatte mir zum letzten Geburtstag einen Chinabrenner geschenkt: eine Stirnlampe mit 1400 Lumen. Das ist so hell, dass beim ersten Test die komplette Nachbarschaft an den Fenstern hing und dachte die Aliens wären gelandet. Das ist so hell, dass ein Vereinskumpel von mir sagte "Wenn mal was auf dem Betzenberg mit der Flutlichtanlage ist, können sie dich anrufen!"
Mit diesem Ding auf dem Kopf sieht man aus wie ein Borg aus der Serie Enterprise - das nächste Jahrtausend. Der Einschaltknopf der Lampe, der einem aufgrund der etwas seltsamen Kabelführung um die Ohren baumelt, leuchtet nach Akkuladezustand blau, grün oder gelb. Die Lampe selbst besteht aus 3 Leuchten, eine grosse in der Mitte, zwei kleinere rechts und links davon montiert. Designtechnisch eher nicht so gelungen. Aber hell. Man kann halt nicht alles haben im Leben.

Bei einem längeren Training war es jedenfalls schon stockdunkel als ich mich auf den letzten Kilometern befand und ich musste den Chinabrenner anwerfen. Die Hunde und ich waren gefangen in diesem Kokon aus grellem Licht; um uns rum nur Finsternis. Es war ein bisschen nebelig und weil es auch kalt war, stieg mein Atem auf und ich fuhr durch eine Wolke aus Dunst. Wenn man lange und vor allem gedankenversunken durch den menschenleeren und völlig stillen Wald fährt, erschrecken einen plötzliche Bewegungen im Augenwinkel zu Tode. Irgendwas hatte ich ca. 50 m schräg vor mir gesehen. Ich starrte durch den Nebel und dachte ich hätte mir das eingebildet. Vor mir stand rechts vom Weg nur ein grauer Baum ohne Äste. Ich schaute ständig auf diesen Baum während wir näher kamen. Irgendwas an dem Baum stimmte nicht aber ich konnte trotz des hellen Lichts, das sich in dem Nebel brach, keine Einzelheiten im Wald erkennen. Auf einmal wusste ich schlagartig was an dem Baum nicht stimmte: der Baum hatte Hände. Weisse Hände. Ich bin vor Schreck fast vom Schlitten gefallen. Beim nächsten Blick auf den Baum, waren aber keine Hände mehr zu sehen.
Als ich schon anfangen wollte an meinem Verstand zu zweifeln, sah ich, dass der Baum gar kein Baum war sondern eine Person, die vom Weg in den Wald lief. Ich hielf an und sah, dass die Person eine Frau war, die weisse Handschuhe(sic!) trug. Da ich nicht sehen konnte ob sie vielleicht noch einen Hund dabei hat oder nicht, fragte ich: "Haben Sie einen Hund dabei?"
"Nein," sagt die Frau , " sind Sie ein Auto?"
WTF? Diese Frage war so skuril, dass ich darauf gar nicht antworten konnte.
"Ich hab das Licht gesehen und das war so hell, da dachte ich da kommt ein Auto und bin schon mal zur Seite gegangen".
Herrschaftszeiten! Ich war so geschockt, voller Adrenalin und verwirrt, dass ich nur sagen konnte, dass ich kein Auto bin, aber dann hab ich so lachen müssen, dass es mich fast zum zweiten Mal an diesem Abend vom Schlitten gehauen hat..

Was in Hamar geschah

Vom 17. bis 20. März 2011 findet in Hamar die IFSS Schlittenhunde WM statt. Über 180 Starter vor Ort in Gasbu. Nachdem am Freitag der erste Lauf von 3 abgeschlossen war, kamen Kontrolleure des norwegischen Veterinäramtes auf den Stake-out und sammelten die Impfpässe ein. Bei der vorausgegangenen Stichprobenkontrolle waren Unregelmäßigkeiten aufgefallen und jetzt wurden der Einfachheit halber alle kontrolliert. Wie sich herausstellte, hatten einige den Impfzeitraum überschritten mit der Folge, dass die Norweger die Titertests als ungültig erklärten und die sofortige Ausreise fällig war. Zum anderen müssen seit 11.03.2011 Hunde, die von Schweden nach Norwegen einreisen eine Entwurmung vorweisen, die dem Fuchsbandwurm den Garaus macht. EinigeTeilnehmer, die schon vor dem 11.03.2011 in Skandinavien waren, hatten das nicht gewusst, andere hatten es auch nicht gewusst oder nicht gemacht.
Grosses Chaos, viel Geschrei in den Foren über diese Behördenwillkür. Eilige Abreiserei einiger Teilnehmer.
Es bleibt ein fahler Nachgeschmack und für mich mal wieder der Gedanke, dass Schlittenhundler eine seltsame Sorte Mensch sind.
 Wenn man doch weiss, dass man nach Norwegen fährt, wo streng kontrolliert wird, dann schaut man doch, dass die Papiere der Hunde 1000% ok sind.
Wir reisen zb. auch über Norwegen nach Schweden ein und ich nerve jedes Jahr meine Tierärztin, dass sie alles doppelt und dreifach kontrolliert, damit ja alles ok ist.
 Das Risiko nachhause geschickt zu werden bzw. die Hunde in Quarantäne gesetzt oder sogar eingeschläfert zu bekommen, wenn etwas nicht stimmt ist mir zu hoch.

Samstag, 19. März 2011

Stiftung Kältetest

Ich werde meinen Themenbereich um die Stiftung Kältetest erweitern. In loser Folge werde ich über Kleidung und Ausrüstungsgegenstände berichten, die ich bei meinen Touren mit den Hunden benutze und Empfehlungen aussprechen oder sagen ob man es getrost in die Tonne kloppen kann.

Schweden 2011

Bilder folgen...

Todays Trailsong (3)

Blind Melon - No rain

Tja...

Donnerstag, 17. März 2011

Todays Trailsong (2)

Was ich oft singe, wenn ich in Schweden auf dem Schlitten stehe
ist: Sonja Alden - För att du finns
Ja, das muss erst mal sacken.
Ganz im Sinne von "What has been heard ..can not be unheard" hoffe ich immer,
dass mich kein verirrter Snöskoterfahrer, vorbeikommender Elch oder überholender Musherkollege hört während ich das trällere.
Erstens kenn ich den Text gar nicht und zweitens: isch kann gar nischt singen....

Husky 2.0 (jetzt sogar mit Hirn)

Als ich meinen ersten Husky gekauft habe, sagte mir die "Züchterin", dass Huskys unheimlich dumm sind.
Die hören nicht mal auf ihren eigenen Namen, können nicht bei Fuss gehen und Sitz machen lernen die auch nicht. Super Verkaufsgespräch. Ich habe den dummen Hund trotzdem gekauft und wie sich (natürlich) herausstellte, war der Hund nicht dumm, sondern lediglich rassetypisch. Ich weiss, klingt wie die Ausrede einer an Kevinismus leidenden Mutter: "Der Kevin ist nicht frech, der kann gut mit Worten".
Wenn man sich einen Siberian Husky zulegt sollte man unbedingt wissen, dass Sturheit etwas anderes als Dummheit ist und sollte beides nicht miteinander verwechseln. Dass ein Siberian Husky nicht lernt, bei Fuss zu gehen liegt daran, dass er keinen Sinn darin sieht und in seinem Herrchen nicht den Herrscher des Erdenrunds erkennt. Diese Hunde wurden gezüchtet um den Tschuktschen von A nach B zu bringen und hatten viel Mitspracherecht wenn es darum ging wo man denn lang fährt. Die Hunde wurden oft ausgetauscht, eine Prägung auf ein Herrchen war schlecht und entsprechend wurde selektiert.
Im Sommer waren die Hunde auf sich gestellt und mussten sich selbst versorgen. Wundert es da einen, dass die Nachkommen dieser Hunde so kreativ bei der Nahrungsbeschaffung sind?
Diese von den Tschuktschen so angezüchtete Selbständigkeit hat einen Hund geschaffen, der zwar erkennt, dass Herrchen den längeren Arm hat, aber daraus nicht zwingend einen für ihn geltenden Kadavergehorsam ableitet. Die Untertänigkeit anderer Hunderassen und das Gefallenwollen, geht einem typischen Husky völlig ab - es sei denn er erkennt einen Vorteil für sich. Meine Hunde können zb. alle Pfötchen geben. Meine Hündin,  konnte das schon, als ich sie bekam. Die anderen Hunde haben das beobachtet, aber nachgemacht haben sie es erst, als sie erkannten, dass Pfötchengeben mit Leckerlis entlohnt wird.
Das Superbrain unter meinen Hunden ist mein Großer. Er hat die Sache mit der Ursache und der Wirkung begriffen: Im Urlaub fand er es hin und wieder nett im Haus zu schlafen anstatt im Hundehänger. Und wie kriegt man die Tante dazu einen im Haus schlafen zu lassen? Man randaliert und schreit in seiner Kiste bis die Tante einknickt und einen da raus holt.
So gut ist das mit dem Hirn dann auch wieder nicht.

Strange Encounters...Part 1

Ich trainiere meine Hunde in einem Waldstück, das ich mir mit sämtlichen anderen Hundebesitzern unseres Wohngebietes, Joggern, Spaziergängern, Radfahrern, Rentnerherden und Stockenten (Nordic Walkern) teilen muss. Begegnungen sind an der Tagesordnung. Meist verlaufen sie ohne Probleme, oft genug aber auch nicht.
Gerade Hundebesitzer sind, ich muss es leider sagen, gerne mal die Pest.Meine Hunde sind, dadurch dass sie mich und meine Trainingskarre ziehen müssen, zwangsläufig an einer Leine. Die meisten Hunde denen ich begegne laufen frei und haben um es etwas spannend zu machen den Gehorsam einer Horde Kinder, die bei Mc Donalds Geburtstag feiern. Im folgenden werde ich euch berichten, wie Hundebegegnungen ablaufen können.

Part 1: Auffahren


Ich fahre durch den Wald. Etwa 10-100 m vor mir läuft ein Spaziergänger mit seinem (freilaufenden) Hund. Der Hund läuft ca. 10 m vor dem Besitzer.
In 95% aller Fälle hören mich die Leute nicht. Weil sie in Gedanken sind, weil sie taub sind, weil sie Stöpsel in den Ohren haben, weil sie mit ihrer Begleitung so laut reden, dass die Vögel von den Bäumen fallen.Oftmals laufen die Hunde hinter ihren Besitzern und sehen mich, bevor der Besitzer mich sieht. Man glaubt es nicht wie vielen Leuten erst nach einem halben Kilometer auffällt, dass der Hund nicht mehr an ihrer Seite ist. Bei einigen dreht sich der Hund so oft um, dass ich mich frage, wieso das so viele ignorieren. Für mich wäre das Alarmsignal rot.
Wenn ich auf Hörweite (5 m) herangekommen bin, bremse ich.
Die Bremsen an meiner Karre quietschen, Hundebesitzer dreht sich um, kriegt augenblicklich das große P ins Gesicht und ruft aufgeregt seinen Hund. Das klappt, oder es klappt nicht (gleich). Wenn es nicht gleich klappt verlieren viele Hundebesitzter direkt die Nerven, fangen an zu schreien, toben, rennen durch die Botanik ihrem Hund hinterher. Derweil bleibe ich auf meiner Karre stehen und harre der Dinge, die da kommen.
Ist der Hund eingefangen, wird er an die Leine genommen und dann passiert in ca. 50% aller Fälle etwas, was ich überhaupt nicht verstehen oder gar nachvollziehen kann: der Hundebesitzer marschiert mit Hund an der Leine strammen Schrittes mitten auf dem Waldweg weiter.
Keine Chance für mich vorbei zu fahren. Was soll das? Ich bin schneller als ein Spaziergänger. Meine Hunde können 34 km/h laufen wenn es sein muss!
Ist das so eine Sache von wegen "Jetzt komm erst mal ich"? Ist es, wie der beste Freund von allen behauptet, Neid? Die hat so viele Hunde und ich nur einen? Beides klingt ziemlich schräg und vielleicht ist es auch nur Gedankenlosigkeit aber es passiert so oft und es ist nervig, denn was mach ich jetzt?
Hinterherfahren bringt nichts, denn mit dem potentiellen Feind vor Augen laufen meine Hunde wie auf Speed und ich hole die Leute viel zu schnell ein. Ich hab das einmal gemacht. Da spazierte vor mir meine spezielle Freundin, die Jägeruschi. Jägeruschi sah stets aus wie aus der Jägervogue entsprungen: langer Lodenmantel, Aigle Gummistiefel, Crocodile Dundee Hut und freilaufender Magyar Vizla
Jägeruschi lief also stur in ihrem 200 Euro Gummistiefeln mitten auf dem Weg vor mir her. Ich folgte ihr auffällig. 10 m fahren, dann wieder warten, 10 m fahren, wieder warten. Auf einmal drehte sich Jägeruschi um. Im Gesicht hochrot brüllte sie mich an "ICH WILL HIER IN RUHE SPAZIEREN GEHEN! ICH LASSE MICH VON IHNEN NICHT TREIBEN!" und lief ungerührt weiter.

Ja, da hab ich gestaunt. Darüber wie blöd manche Leute doch sind...

Mittwoch, 16. März 2011

Todays Trailsong

Wenn man stundenlang auf einem Schlitten oder Trainingswagen steht und auf wackelnde Hundeärsche starrt, kann man sein Hirn entweder völlig entleeren bis man nur noch den Tinitus rauschen hört oder sich den Soundtrack zum vor den eigenen Augen ablaufenden Films auf die Festplatte laden.
Zuerst dachte ich, ich wär die einzige, die zum Takt trabender Hunde im Hinterkopf Musik laufen lässt, aber meine Freundin Geli hat dafür sogar einen Namen: Trailsong. Ein Trailsong pusht dich auf, wenn du zur Startlinie fährst, er motiviert dich, wenn du nach 3 Stunden Schlittentour noch 10 Kilometer zu fahren hast. Wenn man den Trailsong laut singt laufen manchmal sogar die Hunde schneller. Ob aus Angst und Verzweiflung, weil sie es einfach hinter sich bringen wollen oder weil sie wieder Mut fassen, konnte ich noch nicht feststellen. Fest stellen konnte ich allerdings, dass meine Hunde meine Leidenschaft für Britpop und vor allem für die gesammelten Werke von Oasis teilen.
In loser Folge möchte ich unter der Rubrik "Todays Trailsong" Lieder vorstellen, die einem so durch den Kopf gehen, wenn man mit den Hunden unterwegs ist. Lieder die die Dynamik des Sports verdeutlichen, Lieder die die Schönheit der Landschaft unterstreichen oder Lieder, die ich zufällig kurz bevor ich aufgebrochen bin gehört habe oder eingefallen sind und die ich einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommen hab.

Todays Trailsong: Steppenwolf - Magic Carpet Ride

I have a dream

Die meisten Musher träumen zumindest kurz von der Teilnahme am Iditarod, dem längsten Schlittenhunderennen der Welt. Es führt über mehr als 1850 km durch die unberührte Natur Alaskas von Anchorage nach Nome.
Ausser, dass man dafür mindestens 16 Hunde und seinen halben Hausstand nach Alaska verschiffen muss, dauert es Jahre und verschlingt ein Heidengeld, diesen Traum zu verwirklichen, weswegen 99% aller, die diesen Traum haben, ihn nach kürzester Zeit wieder verwerfen und sich einem weniger aufwändigen Hobby zuwenden.

Ich habe auch einen Traum. Einen im Vergleich zum oben beschriebenen, geradezu bescheidenen. Ich möchte einmal das Finnmarkslopet 1000 fahren. Das Finnmarkslopet ist das längste Schlittenhunderennen Europas. Man fährt mit 14 Hunden 1000 Kilometer durch die Finnmark im Norden Norwegens. Von Alta über Neiden nach Kirkenes, Karasjok, Jotka wieder zurück nach Alta. Das Finnmarkslopet ist berüchtigt wegen des in der Finnmark herrschenden extremen Klimas und der tiefen, schlechten Trails. Schneestürme mit Sichtweiten unter 5 m, Overflows, sulziger Schnee aufgrund kurzer Tauperioden, eine grösstenteils trostlose Landschaft in weiss und grau, Trails, die noch nie einen Rechen geschweige denn ein Skidoo gesehen haben, Temperaturen von 45 Grad minus machen aus dem Finnmarkslopet ein Abenteuer am Limit.
Und genau deswegen will ich da hin. Ich muss jetzt nur noch mein Team erweitern. 2 renntaugliche Hunde habe ich schon, fehlen ja nur noch 12.


Promovideo Finnmarkslopet 2011
Finnmarkslopet

Dienstag, 15. März 2011

Ist es nicht prachtvoll?

Im Urlaub hat mir der beste Freund von allen zum gefühlten 100sten Mal die Geschichte von dem Passionsspiel erzählt, wo Jesus während er am Kreuz hing seinen Text vergessen hat.
Anstatt die bekannten Worte "Es ist vollbracht" zu stammeln, habe laut der Erzählung des besten Freunds von allen, der Jesus in seiner Geschichte den Blick über das Publikum schweifen lassen und laut gerufen "Ist es nicht prachtvoll?"
Ganz kleiner Unterschied. Der beste Freund von allen jedenfalls nutzt diesen Satz hin und wieder um sein Wohlbefinden auszudrücken oder ganz einfach um schwedische Morgenstimmungen wie diese zu beschreiben:

Oceans 11

Die Vorfahren des modernen Siberian Husky stammen aus dem Nordosten Sibiriens. Der Volksstamm der Tschuktschen, hielt sich Schlittenhunde um in diesem kargen und kalten Landstrich überhaupt leben zu können. Die Tschuktschen mussten nämlich grosse Entfernungen zurücklegen, wenn sie bei der Jagd erfolgreich sein wollten. Dazu brauchten sie Hunde, die lange laufen, die Lasten ziehen konnten und die vor allem wenig Nahrung brauchten.
Entsprechend wurden die Hunde bei der Zucht streng selektiert.
Was damals sinnvoll war ist heute durchaus ein Problem. Der Spruch "Mein Husky frisst bis er umfällt" ist meist wörtlich zu nehmen und keinesfalls eine haltlose Übertreibung. Der genetische Code eines Huskys ist auf Fressen solange was da ist programmiert. Ein Husky ist ständig auf der Suche nach Fressbarem und dabei wenig wählerisch. Da die Tschuktschen in ihrer Zucht auch noch drauf geachtet haben, dass der Hund selbständige Entscheidungen treffen kann, ist das zusammen mit dem Fresswahn eine in ihrer Brisanz für den Huskybesitzer nicht zu unterschätzende Tatsache. Ein Husky, der leichten Hunger verspürt und selbständig Handeln kann, wird kaum zögern seinem Besitzer die Wurstscheibe vom auf dem Esstisch geparkten Brötchen zu ziehen, wenn ihm danach ist. Da kann der Besitzer im gleichen Raum sein, 5 cm vom Brötchen weg, ja manchmal kann der Besitzer auch noch vor seinem Brötchem am Tisch sitzen - der Husky wird es schaffen die Wurst vom Brötchen zu stehlen, bevor der Besitzer "EY!" sagen kann.
Als Besitzer eines Huskys lernt man schnell, dass für Futtertonnen das Wort "unaufmachbar" nicht existiert. Mein erster Husky konnte Futtertonnen mit den Zäunen aufhebeln, für die ich zwei Hände und viel Kraft gebraucht habe.
Wenn sich der Husky und die Futtertonne in ein und demselben Gebäude aufhalten ist es sinnvoll, wenn die Futtertonne in einem Raum aufbewahrt wird zu dem der Husky keinen Zugang erlangen kann.Dabei muss man daran denken, dass der Hund die Tür sowohl durch das Herunterdrücken des Türgriffs nicht öffnen kann als auch, dass sich der Hund nicht von hinten anschleichen , mit dem Besitzer in den Raum mit der Tonne gelangen und sich dort einschliessen lassen kann.
Schnell lernt man auch, dass es von Vorteil ist, wenn der Hund den Abfalleimer nicht selbständig öffnen und entleeren kann. Kaffeepulver, leicht feucht, geht mit Teppichfasern eine sehr innige, kaum reversible Bindung ein.
Man lernt überhaupt sehr viel achtsamer auf sein Essen zu sein. Man lernt, dass man selbst Lebensmittel wegsperrt, die normale Hunde nicht mal in schlimmster Not anpacken würden. Man lernt, dass es Huskys gibt, die Zitronen extrem lecker finden. Man lernt, wie viel Futter in einen Husky passt, wenn man ihn mit der Futtertonne allein gelassen hat. Man lernt, dass ein Husky 1,5 Kilo Schinken am Stück innerhalb von 5 Minuten spurlos verschwinden lassen kann. Man lernt, dass auch Huskys wissen, dass Schokoladeneier besser ohne die Alufolie drumherum schmecken und dass man mit der Folie soviel Spass haben kann.

Manche lernen es allerdings nie. Gestern waren mein Schwieva und einer meiner Hunde zusammen mit einem Wiener Würstchen in der Küche. Das Wiener Würstchen lag auf einem Brötchen in der Mitte des Küchentischs. Mein Schwieva hat sich "nur ganz kurz" umgedreht, das Würstchen aus den Augen gelassen und als er sich wieder umdrehte hat der Hund schon gekaut.

Frühling lässt sein blaues Band...

Der Frühling ist für den Musher hierzulande eine schlimme Jahreszeit. Temperaturen von bis zu 20 Grad plus, die ersten Krokusse im Garten, das infernalisch laute Vogelgezwitscher 5 Uhr in der Früh, sind untrügliche Zeichen dafür, dass die Saison langsam aber sicher dem Ende zu geht. Nach einem halben Jahr intensiver Trainingstätigkeit -eat-drink-live-Mushing- beginnt dann die lange Phase des Elends. Zur Untätigkeit verdonnert, weil man mit dem gemeinen Schlittenhund nichts mehr anfangen kann sobald das Thermometer über 10 Grad steigt, wird dem mitteleuropäischen Musher schlagartig bewusst, dass sein Leben sinnlos und langweilig ist. Draussen explodiert die Natur, Menschen um einen rum erzählen, dass endlich diese schlimme Jahreszeit vorbei ist (WTF????), freuen sich auf einen schönen, warmen Sommer mit Temperaturen über 30 Grad (plus natürlich) und der Musher kriegt die ersten Anzeichen einer ausgeprägten Sommerdepression.
Gerade gestern habe ich versucht Freunden von mir die Faszination von Urlaub in Schweden bei 2 m Schnee (trocken, pulvrig) vor der Haustür und Temperaturen von 20-30 Grad Minus nahe zu bringen. Ihre fassungslosen, erschrockenen Gesichter, das förmlich auf die Stirn gepinselte "Die Alte hat sie doch nicht mehr alle", haben mir zu Verstehen gegeben, dass das mit der Vermittlung der Faszination ganz klar im Ansatz stecken geblieben ist. "Und das Mittelmeer und Strandurlaub wär für dich so gar nichts???" (Grosse Augen, leicht hängender Unterkiefer, völlige Konsterniertheit bitte dazudenken).
Nä...been there, done that - dat is nix für mich.

Was aber ist diese Faszination, die minus 30 Grad  haben? Was ist schön an zugefrorenen Nasenlöchern, dicken Eisklumpen auf den Wimpern und Atem, der sofort gefriert sobald er an deiner Mütze aufgestiegen ist? Es ist die Klarheit der Luft bei diesen Temperaturen, man kann die Frische, die Sauberkeit bis ins letzte Lungenbläschen spüren. Es ist das wunderbare Knirschen wenn man auf Schnee läuft, das nur bei diesen Temperaturen genau so klingt. Es sind die Sonnenaufgänge, die aussehen als hätte jemand aus seinem Farbkasten alle Rot-Gelb-und Orangetöne an den Himmel geworfen. Es ist das grandiose völlig unechte Knallblau des Himmels. Es ist das Wissen um das Extreme dieser Temperaturen, das Wissen, das man sich in diesem Bereich noch gut fühlt und auch diesen widrigen Elementen trotzdem kann, sie im gewissen Sinn beherrschen kann. Man fühlt sich ein bisschen wie Roald Amundsen und Robert Scott, wie Jack London, wie ein Polarforscher, wie ein Abenteurer. Fern ab von der beherrschbaren, vorhersehbaren wohltemperierten Alltagsumwelt kann man dort oben bei minus 30 Grad jederzeit zum Fischstäbchen gefrieren.
Und das soll jetzt nicht faszinierend sein?