Sonntag, 31. Juli 2011

Suppenkasper reloaded

Der Große hat im reifen Alter von 7 1/2 das Betteln am Tisch entdeckt. Es kam so plötzlich wie es penetrant wurde, denn der Große ist gross und kann sehen was er vom Tisch haben möchte. Nun hockt er sobald wir am Tisch sitzen neben mir und guckt und schnauft schwer. Weil der arme Hund so traurig guckt und weil er sowieso so ein mäkeliger Fresser ist, bekam er immer öfter was bis er anfing abends sein Tellerchen nicht mehr leer zu essen. Oder sein Tellerchen anzugucken und dann mich mit dem Blick "Wassollndasbittesein??" zu bedenken und es vorzuziehen gar nichts zu fressen . Leckerchen geht aber.
Was den Großen angeht habe ich die Konsequenz nicht mit dem Löffel gegessen. Damit der Hund also überhaupt was isst, gabs dann Leckerli ohne Ende mit der Folge, dass der Hund abends dann gar nicht mehr in seinen Napf schaute und natürlich immer schlanker wurde. Meine Idee seine Trockenfutterkroketten mit Hühnchenhackfleisch zu mischen funktionierte insoweit, als er das Hackfleisch zwischen den Kroketten rausgefressen und jede einzelne Krokette abgelutscht aber nicht gefressen hat. Hat wohl nicht geschmeckt.
Eine Lösung musste her und ich habe sie gefunden: ich habe ihn ausgetrickst. Absolutes Hightlight für die Hunde ist nämlich Dosenfutter. Das geht immer. Das kann man auch dann noch reinschaufeln, wenn sonst gar nichts mehr geht.Ich weiche also sein Trockenfutter jetzt so lange ein, bis es Matsch ist. Unter den Matsch verrühre ich eine Dose Hills Prescription Diet a/d, hochkalorisches Rekonvaleszenzfutter, das übrigens infernalisch stinkt. Seitdem gehts wieder. Mal sehen wie lange und wann er entdeckt, dass ihm Dosenfutter noch nie geschmeckt hat.....

Donnerstag, 21. Juli 2011

Poopy Talk

Canide Exkremente sind ein Klassiker der Musherkonversation. Oder wie mein Kumpel R. heute sagte: poopy talk neigt dazu eine Eigendynamik zu bekommen. Man beginnt damit, den Kot eines jeden Hundes zu vergleichen und gibtdazu Kommentare wie " dieser ist ziemlich gut und fest, in diesem ist ein wenig Blut und dieser ist ein wenig dünn und flüssig" von sich.
Dazu macht man eine mehr oder weniger ernste, wichtige Miene, überlegt ob und was zu tun ist und räumt die Kacke erst mal in die Tonne. Exkremente-Talk ist ein super Thema wenn man gerade am Tisch sitzt. Nichtmusher kriegen da meist was zu viel. Ich persönlich glaube ja, dass die den leichten Odor der Fäulnis zu erahnen glauben und deswegen keinen Bissen mehr herunterkriegen. Ich glaube auch, dass solche Gespräche am besten kommen, wenn Chili con Carne, Bolognese, Gulasch und  alles mit brauner oder gelber Sosse auf dem Tisch steht. Je matschiger die Konsistenz und je mehr die Farbe ins Fäkalbraune chanchiert desto besser. In solchen Momenten sind bildliche Vergleiche für den Gesprächsverlauf vorteilhaft: sprich man haut Sätze raus wie "...also der Haufen von XX, der war farblich im Bereich von Mousse au chocolat" oder " beim XXX hats geplätschert wie ein Gebirgsbach".
Nichtmusher haben keine Vorstellung wie wichtig Poopy Talk ist. Wie ich unlängst erklärte hat man als Musher tagtäglich mit den Ausscheidungen seines Teams zu tun, sozusagen den direkten Kontakt, olfaktorisch und visuell, und wenn das was aus dem Hund hinten rauskommt nicht so aussieht wie eine gute kubanische Zigarre, dann hat man ein Problem, dessen man sich annehmen muss.



Montag, 18. Juli 2011

Der Husky, die Ostereier und der Schinken

Treffen sich zwei Huskybesitzer, kann jeder mindestens eine haarsträubende Story erzählen in der es um einen Hund und ein únmittelbar damit zusammenhängendes verschwundenes Nahrungsmittel geht. Meist sind es Schnitzel, Koteletts, Steaks oder auch mal ein Rollbraten (besonders tricky wegen der Fäden). Kann ich natürlich auch. Meine erste Huskyhündin hat geklaut was nicht bei 3 im Kühlschrank war. Einmal hat sie im Selbstversuch getestet, ob ein Husky 4 aneinander- und tiefgefrorene Rindersteaks auf einmal schlucken kann (nein, kann er nicht, aber mit ein wenig Kauen dauert es auch nicht länger als 5 Minuten bis die Steaks den Weg in den Magen gefunden haben - sozusagen experimentelle Nahrungsmittelforschung).
Und dann ist da noch die Geschichte mit dem Schinken. Wir hatten einen 1,5 Kilo schweren, geräucherten Schinken im Kühlschrank. An dem entdeckte ich eines Tages eine weisse, pelzige Stelle. Ich war mir nicht sicher, ob das Schimmel ist und wollte meinen Schwiegervater fragen. Da der gerade nicht im Haus war, legte ich den Schinken auf die Spüle (erster Fehler) ganz nach hinten (zweiter Fehler) um nicht zu vergessen zu fragen ob der Schinken noch ok ist. Dann wollte ich in den Keller um nach der Wäsche zu sehen (dritter Fehler). Als ich zurückkam fiel mir nicht direkt auf, dass der Schinken nicht mehr auf der Spüle lag. Das dämmerte mir erst eine halbe Stunde später. Zuerst schaute ich im Kühlschrank nach, dann im Keller (man kennt sich ja) aber der Schinken blieb verschwunden. Und dann fiel mein Blick auf die Hündin, die wie gewohnt in ihrer Kennelbox lag. Die guckte so komisch. So schuldbewusst. Ausserdem leckte sie sich die Beine und das machte sie eigentlich nur wenn.....wenn sie was Fettes gefressen ......
DER SCHINKEN!!!!
Himmelarschundzwirn. Konnte das sein? Ein Blick auf den Bauch des Hundes bestätigte den Verdacht welchen Weg der Schinken gegangen war. Dieser Hund hatte sich doch tatsächlich den ganzen Schinken mit Schwarte über den Knorpel gezogen. Ich war höchstens 10 Minuten weg gewesen! Ein Anruf in der Tierklinik mit einer hörbar amüsierten Tierärztin bestätigte, dass alles nicht so schlimm sei, einfach mal nichts zu trinken geben und zwei Tage Diät halten würden helfen.
Eine Woche später musste ich erneut in der Klinik anrufen: die Hündin war auf der Suche nach einem Leckerli durchs Haus gestrichen und auf mein Geheimdepot für Ostern gestossen. Das hatte ich in einem Schrank mit Schiebetüren angelegt. Mehrere Lindt Präsenteier, gefüllte Schokoeier, Eier mit Alkohol und mit Nougat, insgesamt etwa 1 Kilo Schokolade. Übrig blieben nur die bunten Einwickelfolienschnitzel verteilt im ganzen Zimmer. Schokolade ist für Hunde alles andere als ungefährlich. Ein ganzes Kilo davon erst recht. Die Tierklinik gab Ratschläge, Hund beobachten, nichts zu fressen geben. Der Hund hinterliess im ganzen Garten mittelbraune Teiche mit bunten, glitzernden Tupfen darin. Zur Fütterungszeit war sie wieder ganz die Alte und konnte überhaupt nicht nachvollziehen, wieso sie keinen vollen Napf vorgesetzt bekam.....

Selbstbewusstes Wild

Meine Freundin P. lebt zusammen mit Mann und 12 Huskys in einem Haus in Alleinlage mitten auf einem 10000 qm Grundstück im Wald. Der Hundeauslauf befindet sich direkt vor dem Küchenfenster auf einer grossen Wiese. Letztens, so erzählte mir P. wäre sie ans Fenster geeilt, weil aus dem Auslauf aufgeregtes Heulen und Bellen zu hören war. Als sie in der Küche ankam, traf sie fast der Schlag: zwischen Wald und Hundeauslauf stand ein Rehbock auf der Wiese und knabberte sichtlich unbeeindruckt und genüsslich das frische Grün, keinen Meter vom Zaun und 12 stierenden und sabbernden Hunden entfernt. P sagte, dass die Hunde nach etwa 5 Minuten sich wieder ihren Geschäften gewidmet hätten und wieder eitel Ruhe im Hundelang geherrscht habe.
Rehe sind die coolsten Säue im Wald. Sowas abgezocktes wie Rehe hab ich was Wildtiere angeht noch selten erlebt. Dagegen sind Elche richtige Hysteriker. In meinem Wald treffe ich öfter mal auf Rehe und ich teile die Erfahrungen des besten Freunds von allen: manchmal kann man von Glück sagen, dass das augenscheinlich völlig gelangweilt glotzende Reh, es noch über den Weg schafft, bevor man es mit seinem Gespann eingeholt hat. Der beste Freund von allen merkte unlängst an, dass "diese Rehe vielleicht grad noch den Arsch zur Seite drehen, damit man vorbeikommt, das wär aber schon viel guter Wille". Komme ich mit den Hunden an einer bestimmten Wiese vorbei und die Rehe sehen mich schon von weitem, fahre ich weiter, die Hunde gucken nur, die Rehe gucken und sonst passiert gar nichts. Man kann die Rehe förmlich denken sehen: "Ach, die verrückte Olle schon wieder mit ihren verrückten Kötern".
Vor einer Weile fahre ich mit dem Team durch den Wald und sehe neben einem Holzstapel mitten auf dem Weg etwas stehen, was wie ein Weimaraner aussieht. Die Ohren des Leithundes gehen in dem Moment auch schon auf Hab-Acht-Position. Davon angesteckt auch die der Hunde dahinter. Dann wird natürlich angezogen - man muss ja wissen ob das nun ein Weimaraner ist oder nicht und was der hier im Wald meiner Hunde zu suchen hat - und dann stellte sich heraus dass der Weimaraner einen weissen Hintern und einen Kumpel hat. Zwei Rehe stehen nun auf dem Weg, 10 m entfernt. Die Rehe gucken mich an, ich gucke die Rehe an. Die Rehe scheinen sich kurz abzusprechen und staksen extrem relaxt wie ein Gangsterrapper aus der Bronx ein paar Meter vom Weg in den Wald. Dass sie nicht sagen "jo, man, geh doch vorbei, alder" ist alles. Aber es geht noch einen Zacken härter. Vor ein paar Jahren bin ich spät Abends durch den Wald gefahren. Ich hatte eine Stirnlampe dabei. Die Hunde bogen an einer Wegkreuzung wie verlangt rechts ab und ich leuchte für eine Sekunde in den Wald an der Kurve und wäre fast vor Schreck von der Karre gefallen: aus dem Wald leuchteten 3 Augenpaare zurück. Rehe. Sie standen keine 2 Meter vom Weg weg und glotzen mich an. Keins hat Anstalten gemacht sich vom Acker zu machen. Ich bin einfach weitergefahren. Wir Musher und die Rehe leben halt in friedlicher Coexistenz, aber manchmal sind sie in ihrer aufreizend lässigen Art echt der Hammer.
Wenn mir dann ein Waidmann erzählt, dass Schlittenhundegespanne die Rehe verscheuchen...

Freitag, 15. Juli 2011

Der Husky in der Katzenkiste

Meine erste Huskyhündin war ein propperer Hund. Bei einer Höhe von 53 cm wog sie gute 24 Kilo und war damit gut im Futter. Jeder Versuch sie abzuspecken scheiterte nicht zuletzt an ihren täglichen 23 Stunden Siestas in ihrer Kennelbox.. Dieser Hund bewegte sich nur, wenn er wirklich musste und trug zweifelsfrei die Information: wer sich zuviel bewegt verschleudert die Energie, die er zum warmhalten braucht, in ihren Genen.
In unserem Flur stehen bis heute 3 Kennelboxen. Eine mittelgrosse, eine grosse und eine Katzenbox für den JRT. Die Hündin lag immer in der mittelgrossen, der Große in der grossen und der JRT in der Katzenbox.
Eines Tages kam ich in den Flur und mir viel meine Hündin auf, die regungslos vor den beiden grossen Kennelboxen stand und guckte. Beide Kennelboxen waren belegt. In ihrer lag der Große und in der grossen lag die andere Hündin Man konnte förmlich hören wie die Rädchen im Oberstübchen in der heavy rotation liefen.
Und dann schritt die Hündin zur Tat. Sie näherte sich der Katzenbox guckte kurz und kroch dann, Kopf zuerst hinein. Der halbe Hintern hing noch draussen und wollte einfach nicht mit in die Box. Auf einmal schepperte und kratzte es, die ganze Box wackelte, weil der Hund jetzt versuchte in der Katzenkiste zu wenden. Ich sagte vorsichtig, dass ich ja finde, dass das nicht funktionieren wird, aber der Hund liess sich nicht beirren. Es schepperte und wackelte noch ein paar Mal, dann schaute der Kopf vorne raus und der Rest vom Hund lag in der Kiste. So hielt sie dann auch ihre Siesta ab.
Zu grosse Kisten werden sowieso überbewertet: wenn die Hunde die Wahl haben suchen sie sich eine kleine aus. Mein Riesenross zb. liegt immer der mittelgrossen Kennelbox - dann kann er nämlich den Kopf bequem und erhöht auf die Treppenstufe legen...

Mittwoch, 6. Juli 2011

Dickschädel.

Gestern abend komm ich nachhause, alle Hunde stehen am Zaun und freuen sich. Ich betrete den Garten, Hunde hüpfen um mich rum und rennen geschlossen ums Hauseck. Dann höre ich ein dumpfes "KLONG".
Wie sich herausstellte war der Kleine im vollen Lauf mit dem Kopf voran gegen die geschlossene Wintergartentür geknallt. Diese Tür steht im Sommer normalerweise immer offen, gestern abend war sie zu.
Als richtiger Husky, der er ist, hat er sich einmal kurz geschüttelt und damit war die Sache für ihn erledigt.
Mir haben vor Schreck noch eine Weile die Knie gezittert.....

Die Definition von steil

Vor einigen Jahren bin ich ein Rennen gefahren, bei dem es über eine 7 km lange Talabfahrt nach oben auf 2200 m ging.
Wer sich das jetzt nicht so vorstellen kann, für den habe ich hier ein Video, das das ganze etwas anschaulicher macht:

Sonntag, 3. Juli 2011

Fremdsprachen

Siberian Huskys verfügen über ein grosses Repertoire unterschiedlichster Heul-, Jodel-, Kläff- und sonstiger Laute. Diese werden gezielt eingesetzt um mit ihrer Umwelt zu kommunizieren. Der Große zb. versucht mit uns über Lautsprache Kontakt aufzunehmen wenn er irgendwas will. Darin ist er in meinem Rudel einzigartig, aber es gibt viele Huskys die so mit ihren Menschen "sprechen". Der Große versucht papageienartig Laute nachzuahmen und hat für unterschiedliche Leute unterschiedliche Laute. Vor allem Abends dreht er auf und versucht mir klarzumachen, dass es halb 10 und damit Zeit für sein allabendliches Leckerchen vor dem Schlafengehen ist.
Das hat dieser Hund alleine entwickelt und uns so erzogen, dass wenn er mit uns "spricht" wir gefälligst entsprechend zu reagieren haben. Das klappt auch sehr gut.
Manchmal versucht der Große uns allerdings auszutricksen und wenn er ein Leckerli von Person A bekommen hat, versucht er die gleiche Tour nochmal bei jemand anderem. Die Feststellung "Du hast grad ein Leckerli bekommen, ich habs gesehen", führt zu verschämtem Seitenblick und sofortiger Zahlung von Fersengeld. Auf frischer Tat ertappt!
Manchmal kommt der Große auch einfach so, jodelt mir was vor und ich muss dann fragen was er will.
Hast du Hunger? Willst du raus? Willst du Leckerli`? Willst du heia machen gehen (jaaaaa.....ich weiss), sind die Fragen, die der Hund kennt. Man könnt jetzt sagen, klar, Leckerli kennt er, der reagiert dann immer auf Leckerli. Aber dem ist nicht so. Wenn er raus will und ich frage "Willst ein Leckerli" schweigt der Hund. Auf die dann gestellte Frage "Willste raus" wird durch freudiges Jodeln reagiert.
Noch interessanter ist die Tatsache, dass unser JRT zweisprachig ist. Unter Huskys aufgewachsen beherrscht er die Heul und Jodeltöne der Huskys, zwar mit fiesem Akzent, aber durchaus klar als husky-isch zu erkennen.
Mit anderen JRT kommuniziert er anders. Da wird mehr gebellt. Mit den Huskys bellt er gar nicht.
Das geht aber auch andersrum. Der Kleine kommuniziert mit dem JRT in einer Art Bell-Kläff-Sprache, die wir jackisch nennen. Es erinnert mehr an die Kommunikation der JRT untereinander.

Ganz offensichtlich lernen sprachbegabte Hunde diese Kommunikation, wenn sie im Rudel aufwachsen und diese Töne mitbekommen.
Gerade vorgestern hat der JRT versucht die Rolle des Großen zu übernehmen und hat das allabendliche Jodeln um halb 10 übernommen um an ein Leckerli zu kommen. Da soll mal noch einer sagen, dass die Hunde nicht voneinander lernen und wenns Fremdsprachen sind....