Sonntag, 19. Februar 2012

Schwedentagebuch: Malamutenalarm, die 2.

Über Nacht hat es einfach mal 30 cm Schnee runtergehauen. Den von der leichten, trockenen Sorte, der, der sich nicht festtritt, sich wie Sand verhält und einfach unschön ist.
Dazu kam ein fieser Wind aus dem Norden, der in Böen diesen Schnee hochblies und einem entgegenpeitschte so dass man ausser dass man Hunde hatte die wie auf Treibsand liefen auch noch gegen den Wind steuern musste und einem immer wieder der Schlitten zur Seite geschoben wurde. Manchmal war es, wie wenn man gegen eine weisse Wand fährt. Ich hatte nach 10 km die Nase so voll, dass ich mein Team gewendet und nachhause gefahren bin.
Das Dumme daran: ich befand mich auf der Haupteinflugschneise. Die Wahrhscheinlichkeit, dass mir nun sämtliche Teams entgegenkamen, die der Ort zu bieten hat war enorm. Und kurz darauf, auf einem zugefrorenen See war es dann so weit. In ca. 50 m Entfernung näherte sich ein 6er Team, dahinter ein 4er Team. Ich überlegte wer das denn sein könnte und dann kriegte ich fast einen Herzkasper: meine Malamutenfreunde von neulich. Ja, das hats jetzt noch unbeding gebraucht zu meinem Glück.
Das 6er Team mit meinem neuen Freund, dem Malamutenrüden Jerry nahm Fahrt auf und ich kam sehr schnell zu dem Entschluss auf eine neben dem Haupttrail angelegten Skidoospur auszuweichen. Man muss es ja nicht provozieren. Meine Malamutenfreunde hielten an und winkten, ich solle vorbeifahren - hey auf den gleichen Trick fall ich nicht nochmal rein. Ich blieb auf meiner Skidoospur und harrte der Dinge die da kommen würden. Und sie kamen. Der Malamutentreiber zog den Anker, rief go und Jerry der Leithund, der sich noch vor kurzem meinen Wheeler gegriffen hatte, bog im 90 Grad Winkel nach links ab und kam in grossen Hüpfern auf mich zu. Grossartig!
Der Malamutentreiber schrie wie am Spiess, setzte erneut den Anker, raste nach vorne zu seinen Leithunden, schlug Jerry auf die Hirnplatte und trat ihm anschliessend mit voller Wut und Wucht an die Beine, so dass der Hund erst mal zusammensackte (warum man sowas machen muss versteh ich nicht), dann zog er die Leithunde wieder auf den Trail. Ich stand auf der Skidoospur in 10 m Abstand, dazwischen Tiefschnee. Meine Hunde schauten sich das ganze Spektakel gelassen und interessiert an, reagierten  aber nicht. Gute Hunde!
Nachdem er seinen Hund zusammengestaucht hatte, zog der Malamutentreiber wieder den Anker, die Hunde brachten den gleichen Stunt nochnal, dieses Mal aber kamen sie noch näher an mich ran als beim ersten Mal. Wieder schrie der Musher wie abgerissen (ob Malamuten taub sind?), zerrte seine Hunde auf den Trail zurück.
Bei der Gelegenheit fuhr ich noch ein Stück weiter auf der Skidoospur (die übrigens irgendwo mitten auf dem See endete und da wollte ich nun wirklich nicht hin) um etwas mehr Platz zwischen mich und die beisswütigen Gesellen zu bringen. Das hatte zur Folge dass die Malamuten nun erst recht hinter mir her wollten und wieder durch den Tiefschnee ackerten.
Lange Reder kurzer Sinn, der Malamutentreiber brauchte noch einen Anlauf, dann konnte er auf dem Trail weiterfahren. Doch hinter ihm stand ja seine Frau mit 4 Malamuten am Schlitten. Als die den Anker zog bogen ihre Hunde direkt ab und machten sich auf den Weg zu mir her.
Irgendwie schaffte es die Frau dann aber die Malamuten mit einer Schimpftirade aus der Hölle davon zu überzeugen gerade auf dem Trail weiterzulaufen.
Ich durfte dann noch ein gutes Stück durch den Tiefschnee eiern, bis ich wieder auf dem Trail war.

Das sind ja die Musher gewesen, deren Hunde normalerweise an ALLEM vorbeigehen. Wie man jetzt gesehen hat, müssen sie dazu aber erst mal ALLES aus dem Weg räumen, bevor sie dran vorbei gehen...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen