Mittwoch, 15. Februar 2012

Schwedentagebuch: Houdini

Eigentlich wollte ich heute mal davon berichten wie ich mich 35 Kilometer lang auf dem Schlitten durch tiefe Schneeverwehungen und eisigen Wind gekämpft und den Elementen getrotzt habe. Eine Frau und ihre Hunde auf einer Tour durch Schwedens letzte Wildnis....und dann hat meiner meiner Hunde so ein Ding gerissen, dass ich beschlossen habe das hier aufzuschreiben.
Nach meiner Tour musste ich ja noch mit dem Welpen raus. Weil der Wind auch um den Stake-out rum blies und die Hunde heute hart gelaufen sind wollte ich ihnen einen Gefallen tun und habe sie in den Anhänger gelassen.
Der Anhänger, den ich dieses Jahr dabei habe, hatte ich von einem Bekannten bekommen. Der will den Hänger verkaufen und bot mir an, das Ding unter Extrembedingungen zu testen und eventuell anschliessend zu kaufen.
Der Hänger ist für Deutsche Schäferhunde gebaut worden und daher sehr geräumig. Die Wände zwischen den einzelnen Boxen können herausgenommen werden, weswegen diese Trennwände auch nicht bis unters Dach gehen, sondern etwas Platz zur Decke hin ist. Man kann die einzelnen Boxen mit einer Gittertür verschliessen bevor man die eigentliche Tür zu macht. Praktisch, wenn es mal etwas wärmer ist und man den Hunden einen Ausblick gönnen will.
Das wollte ich heute auch. Ich sperrte also die Hunde in die Box, schloss die Gittertür ab und liess die Aussentüren offen. Die Schlösser an den Gittertüren sind übrigens ausbruchsicher und unknackbar. Wichtig, wenn man Huskys hat.
Der Kleine sass also in seiner Box, nebenan in der Box sass das Schneewittchen. Das Schneewittchen holte ich aus der Box, liess die Gittertür offen. Dann gingen Schneewittchen und ich unseren täglichen Gang durch die Nachbarschaft. So ein Welpe will ja auch was sehen von der Welt. Nach einer Stunde liefen wir auf den letzten paar Metern bis zum Haus auf der Strasse, als der Kleine freudestrahlend auf mich zu galoppiert.
WTF???
Während ich meinen Hund einfange, frage ich mich wie der denn aus dem Anhänger gekommen sein kann, denn schliesslich hatte ich doch abgesperrt....oder?
Ein Blick auf den Hänger bringt Klarheit. Die Box vom Kleinen ist abgesperrt. Aber die Nachbarbox nicht...

Wir haben mal überlegt, gemessen und sind zu folgendem Ergebnis gekommen: der Kleine, 62 cm Rückenhöhe, 25 Kilo Kampfgewicht, ca. 20 cm Rückenbreite, 18 cm Kopfbreite muss sich durch den 15 cm breiten Schlitz zwischen Decke des Hängers und der Trennwand gequetscht haben. Die Trennwand ist ca. 70 cm hoch. Es liegt der Verdacht nahe, dass er mittels Fosbury Flop über die Trennwand gegangen ist. Er muss zumindest kurzfristig eingeklemmt zwischen Decke und Trennwand ohne Bodenkontakt gewesen sein. Nicht auszudenken was alles hätte passieren können. Was wenn er Panik gekriegt hätte, als er eingeklemmt war.
Er ist aber unverletzt. Der beste Freund von allen dachte zuerst ich hät nicht richtig abgesperrt. Das hat er dann allerdings überprüft und festgestellt: die Box ist bombenfest zu und selbst für einen Husky ist das Schloss nicht zu knacken. Dass ein so grosser Hund durch einen 15 cm Schlitz passt, hat er nicht für möglich gehalten - dennoch ist es die einzige Erklärung.

Da sieht man aber vor allem mal wieder eins: mit einem Husky muss man jederzeit auf wirklich alles vorbereitet sein - selbst auf das Unmögliche

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