Mittwoch, 4. Mai 2011

Von Trappern und Fallenstellern

Die meisten Musherkarrieren haben auf einem Wagenrennen begonnen. Diese finden meist in der Nähe statt, man braucht nur einen Hund und ein Rad um teilnehmen zu können und man sieht zum ersten Mal ein echtes richtiges Schlittenhundegespann, wie man es so aus dem Fernsehen kennt. Wagenrennen sind selten mit den Topsportlern der Szene besetzt, denn die fahren lieber auf Schnee wo es auch richtige Meisterschaften gibt. Auf den Wagenrennen trifft man die Trapper. Das sind meist urig aussehende, ganze Kerle mit Bart und langem Haupthaar, tragen Holzfällerhemden und Lederhosen und immer ist das Survivalmesser am Gürtel befestigt. Wenn man auf einem abgesperrten deutschen Waldweg unterwegs ist, muss der Trapper allzeit bereit sein ein Tier auszuweiden oder sich sonstigen tödlichsten Gefahren zu stellen, die er ohne das Messer in der Hand nicht überleben kann. 9 von 10 Mushern haben einen Indianer oder einen Indianer und einen Wolf oder zumindest eine Feder und einen Wolf auf den Oberarm tätowiert. In ihrem letzten Leben waren sie Tschepemuc Tutonka, der letzte Häuptling der Schoschonen und spüren daher eine starke Verbundenheit mit den Indianern und ihrer Kultur.
Ein Trappermusher kann kein anderes Auto fahren als einen Pick-up. Am besten die benzinfressenste US-Variante, die schon 30 Liter Sprit verbrennt, wenn das Auto nur angelassen wird. 
Die meisten Trappermusher haben mehr Hunde an der Kette als Zähne im Mund und erstaunlich viele tragen die komplette Winterkollektion der Bundeswehr. Oder wie es mein Kumpel C. immer so schön sagt "wenn ich die Tarnhosenmusher schon sehe....".
Meine erste Begegnung mit einem Trappermusher hatte ich direkt vor der Haustür.
Ich lernte Ihn kennen, als er mit seinem Gespann links aus einer Strasse unserer Wohngegend hinter einem Busch hervor geschossen kam und mir fast ins Auto gebrettert wär.
M. war ein Musher wie er im Buche stand : lange, wilde Mähne, verwegener Bart und Gesichtsausdruck und mit einem Hang zum Höheren. Er träumte davon mit 6 schneeweissen Huskys über die Ziellinie eines regionalen Dreckrennens zu fahren, die Hände hoch erhoben. Aktuell lebten seine 3 Huskys ( nur einer schneeweiss) in einer 3 Zimmerwohnung und schliefen in Gitterboxen, die M. neben seinem Ehebett übereinander gestapelt hatte. Ich kam ziemlich schnell auf den Trichter, dass M. vielleicht nicht so wirklich das ist, was ich unter einem ernsthaften Sportler und einem ernstzunehmenden Experten verstand. 
Aber um ernsthaften Sport geht es den Trappermushern nicht. Es ist eher das Outdoorleben, das zusammen am Langerfeuer sitzen , Bier trinken und Grillen was diese Sorte Schlittenhundler zusammentreibt. Die Hunde sind da nur das Mittel zum Zweck. Ohne die Hunde würde man nicht auf einem Rennplatz mitten im Nirgendwo sitzen und den Trappertraum leben können.
Die Jahreshauptversammlung der Trappermusher findet in einem tschechischen Skiort statt. Das Sedivackuv Long ist ein Etappenrennen über 220 Kilometer in 4 Tagen mit etwas um die 7000 Höhenmetern, die es zu bewältigen gilt. Die tschechischen Trails sind berüchtigt und schwer und so ist es verwunderlich, dass es kaum grosse Namen ins Adlergebirge zieht und man auf dem Stake-out das Gefühl bekommt, dass man auf dem Treffen der anonymen Bartträger gelandet ist. Aber das Bier ist billig in der Tschechei und nirgendwo sonst kann man so schön im Freien Trapper spielen wie dort. Meterhoher Schnee, Temperaturen bis Minus 35 Grad, man fährt stundenlang durch unendliche Wälder, die Chance, dass das Survivalmesser zum Einsatz kommt liegt bei 85% und irgendwer hat immer einen Schnaps dabei.


Einer der absoluten No-Go Trappermusher ist übrigens Norbert. Norbert ist etwas untersetzt und kugelbauchig. Sein langes, rotes Haupthaar korrespondiert hervorragend mit der speckiggrünen BW-Panzerkombi, die er wohl solange zu tragen gedenkt, bis sie ihm in Fetzen vom Körper fällt. Norbert ist der Stake-out Weiberheld No 1 was kaum zu glauben ist,  wenn man weiss, dass man ihn schon lange riecht bevor man ihn tatsächlich sieht. Oder nehmen wir Walter, der mal Sonntagsmorgens um halb 11 schon so knülle war, dass er mit einer 5 Kilo Stake-out Stange einem anderen den Schädel dengeln wollt. Walter hat einen todschicken Rauschebart und sieht aus wie der Waldschrat höchst persönlich und wer ihn ärgert, der kriegt halt eine auf die 12.

Das alles liest sich fürchterlich böse und so ist es gar nicht gemeint. 
Es ist halt eine völlig andere Welt....

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