Montag, 28. November 2011

Trainingskilometer 200 und n Keks

Das Training gestern war dermassen ereignislos, dass ich endlich mal Zeit hatte meinen Gedanken nachzuhängen bzw. den Kopf völlig auszuschalten. Das kann ich nur, wenn ich lange und einsam genug unterwegs bin - so wie in Schweden oder so wie gestern. Nebelig und trüb wie es war, trieb es nicht mal die fanatischen Jogger aus dem Haus und so hatten wir den Wald für uns ganz allein.
Wenn man so durch die Gegend fährt und sich so gar nichts tut, driften die Gedanken ab, man denkt zuerst an was einen die letzte Woche beschäftigt hat und nach einer halben Stunde auf dem Trail denkt man nichts mehr. Man fährt nur noch den Waldweg lang und freut sich darüber, dass die Hunde so schön gleichmässig laufen und dass es im Wald so ruhig und friedlich ist. Man muss ja nicht aufpassen ob einem ein Hund ins Team läuft oder der Spaziergänger vor einem nicht mitkriegt, dass man im Anmarsch ist.
Das ist das schöne am Mushen. Man kann abschalten, den Alltag mal für ein-zwei Stunden vergessen und mal nur auf wackelnde Hundeärsche starren.
Ich bin ja der Meinung, dass das jahrelange, stundenlange Starren auf Hundeärsche einen Menschen verändert. Es muss so sein, denn wie sonst hält man 2-4 Stunden in absoluter Einsamkeit bei bis zu Minus 30 Grad aus? Es mag schräg klingen, aber auf dem Schlitten findet man wieder zu sich. Man erinnert sich dran, dass man jetzt auf sich gestellt ist und die Welt trotzdem nicht untergeht. Man entwickelt ein Selbstvertrauen in sich und die Möglichkeit es schon zu schaffen, sollte man  bei Minusgraden draussen einen Defekt haben und erst mal nicht weiterkommen. Man muss lernen nicht auszurasten, wenn es soweit kommt, dass man im Fjäll strandet und es durchaus 1-2 Stunden dauern kann, bis Hilfe kommt. Man muss sich dran gewöhnen mehrere Stunden mit sich ohne grosse Ablenkung auszuhalten - das ist gar nicht so einfach, vor allem wenn nach einer halben Stunde das grosse Gedankenkarussell im Oberstübchen auf stand by springt.

In meinem ersten Jahr in Schweden musste ich auf einer meiner  Touren mal anhalten und die Mütze abnehmen und horchen ob ich was hör. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich noch was hören kann, weil ich seit einer Stunde nichts mehr gehört hatte.
Das ist hier im Wald natürlich anders. Man hört die Autobahn, man hört Holzmacher, man hört Flieger, die Bahn, die Stockenten.
Aber....manchmal ist man wenigstens ein bisschen allein und kann abschalten.

2 Kommentare:

  1. Hi,
    doofe Frage vielleicht - Aber hast du eigentlich ein Handy dabei wenn du so alleine unterwegs bist? Ich habe nämlich zur Zeit diese irre Unsicherheit dass ich unterwegs z.B. stürzen könnte und - naja - meine Beagles sind nicht Lassie die dann Hilfe holen würde.
    LG, Klarissa

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  2. Zu meiner Schande muss ich gestehen: NEIN!
    Dabei habe ich mein erstes Handy damals nur zu diesem Zweck (Rettung aus dem Wald, wenn mit Hunden unterwegs) angeschafft habe. Das Handy liegt immer sicher zuhause im Auto....*augenroll*
    In Schweden allerdings hab ich immer ein Handy dabei. Das ist mir einen Zacken zu heiss ohne rauszufahren.
    Mir ist noch nie was passiert, aber einmal ist immer das erste Mal. Also ich rate zum Handy mitnehmen ;-)

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