Samstag, 30. April 2011

Better Mushing oder wat?

Letztens musste ich für meine Rennlizenz eine Art Sachkundenachweis erbringen. Man nennt es Better Mushing Seminar und der Sinn dieser Seminare soll darin liegen Musher typische Trainingssituationen nachstellen zu lassen und zu schauen, ob Musher und Team diese bewältigen können. Jahrelang hab ich gegen diese Seminare gestänkert, weil ich der Meinung bin, dass das Mumpitz ist, der nur Geld kostet und nix bringt. Und dann musste ich selbst antreten, denn ohne Better Mushing keine Rennteilnahme ab der nächsten Saison. Ich habe seit 1997 Schlittenhunde, fahre im Jahr etwas um die 2000 Trainingskilometer, 500-600 davon durch die einsame Botanik Schwedens, ganz allein auf mich gestellt und jetzt soll ich in einem Seminar beweisen, dass ich über eine Brücke fahren kann....(...) Gut, könnt man nun sagen, wenn du das schon so lange machst und so den Plan im Sack hast, dürfte das für dich doch kein Problem sein: ist es auch nicht, aber ich seh den Sinn nicht drin. Warum soll ich nach 14 Jahren auf einmal einen Sachkundenachweis erbringen? Nun, wie dem auch sei, ich bin da angetreten. Wir mussten zunächst über eine Brücke, dann an einem entgegenkommenden Gespann problemlos vorbei, an einem Jogger mit Hund vorbei, in einer Sackgasse wenden, Booties anziehen, Gespann anhalten und nach vorne gehen. Ich hatte, geb ich ehrlich zu, ein wenig Schiss vor dem sogenannten Head-on-passing. Dabei fährt man also in voller Fahrt an einem entgegenkommenden Gespann vorbei. Das ist mir in Schweden schon 100 Mal passiert und dank eines meiner Wheeler und meines inkompetenten Leithundes ging es auch schon oft genug schief. Mein Wheeler pampt gerne entgegenkommende Hunde an und meine Leithündin bremst gerne so weit ab, dass die Hunde hinter ihr auflaufen und sich alle auf einen Haufen zusammenstapeln. Grossartig, und das alles vor den Augen anderer Teilnehmer. Wir fahren also los, die Hunde springen über die Brücke, weil die Brücke ein Stück braunes, glattes Brett ist und braun und glatt erkennen meine Hunde das als nicht stabiles Eis (jaaaa, die Schwedenfahrerhunde sind Outdoorexperten!) und dann kommt mir auch schon Claudia mit weit aufgerissenen Augen und ihrem Gespann entgegen. Head on passing ist wohl auch nicht Claudias Stärke. Ihre Hunde wollen nicht da vorbei wo Claudia vorbei will und meine...naja, vorne wird gebremst und hinten geschaut. Wir kommen nicht von der Stelle und bergauf gehts hier auch noch. Aber irgendwie kommen wir vorbei und keine 3 m weiter kommt das nächste Gespann. Was ist denn hier los, hiess es nicht es kommt EIN Gespann entgegen?? Als nächstes fahren wir an einem Spaziergänger mit Hund vorbei. Mein Schnappi, der immer gerne schaut und pöbelt fliegt ohne auch nur den Kopf zu heben an den beiden vorbei. Ich bin überrascht aber ich freu mich. Aber drauf gefasst war ich nicht und hatte schon sämtliche Notfallszenarien durchgespielt. Manchmal muss man seinen Hunden auch vertrauen, ne?
Dann sollen wir wenden. Ich fahre in die Sackgasse und lächle breit. Wenden in 2 Zügen auf der Fahrbahn, schon 10000 Mal gemacht, das können wir gut, da sind wir spitze. Und während ich das noch denke und meine Leithündin zu mir rufe, hat sie einer der Rüden schon am Bein und zerrt sie zu sich hin. Sie findet das Scheisse und knurrt ihn an. Der Rüde neben diesem Rüden kriegt wegen des Kuddelmuddels mit den Zugleinen die Beine unterm Körper weggezogen und legt sich erst mal lang hin. Die beiden Streckenposten schauen mich mitleidig an und ich fluche was das Zeug hält. Diese Drecksviecher! Mich so zu blamieren! Ich zerre die Karre rum, entwirre die Hunde, mache die Bremse auf und wir fahren weiter. Ganze 3 Meter, dann muss Madame Leithund nämlich kacken. Der Rüde, der sie eben schon am Haxen hatte versucht das Spielchen nochmal und ich brülle wie am Spiess, dass sie das zu lassen hätten. Schön, jetzt weiss der nächste Streckenposten auch, dass ich auf dem Weg bin.
Dort angekommen sollen wir anhalten, nach vorne gehen, den Hunden Wasser anbieten, Booties anziehen und weiterfahren. Ich kann den Hunden kein Wasser anbieten, denn der Streckenposten hat den Napf vergessen. Also gehts weiter. Ich bin nicht gerade der Held in Sachen Rennbeschilderung. Deswegen fahre ich am nächsten Schild auf der rechten Seite nach rechts. Ich kann ja nicht wissen, dass ein blaues Schild einfach nur bedeutet, dass man auf dem richtigen Weg ist....Nachdem ich auf einer mässig befahrenen Landstrasse rauskomme und checke, dass das auf keinen Fall noch der richtige Weg ist, wenden wir und fahren zurück. Dabei verliert der Leithund seine Booties und ich kann sie dem nächsten Streckenposten nicht beweisen, dass ich einem Hund die Booties ausziehen kann.
 Nach einem weiteren Head on passing erreichen wir das Ziel und ich frage mich ernsthaft, was der ganze Zirkus mir und den Hunden jetzt tatsächlich gebracht hat. Aber, wat mut dat mut und wenn ich nun im nächsten Training von irgendwem an den Kopf geworfen krieg, ich hät meine Hunde nicht im Griff kann ich wenigstens behaupten, dass ich jetzt ganz offiziell ein Schlittenhundegespann führen darf. Ist ja auch schon was.

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