Samstag, 25. Mai 2013

Pilger und andere Zuschauer

Ich wohne, das habe ich vielleicht mal erzählt, direkt neben dem Weg der die Pilger irgendwann nach Santiago de Compostella führt - am Jacobsweg. Das hat zur Folge, dass ab Ende April, Anfang Mai vermehrt Wandersleute an meinem Grundstück vorbeipilgern. Normalerweise bleiben sie kurz stehen, wenn die Hunde draussen sind, schauen den Hunden kurz zu und pilgern dann weiter. Anders sieht das aus, wenn ich dabei bin einzuspannen; so wie heute morgen. Die Karre steht im Hof, festgebunden am Auto. Leine ist ausgelegt. Dann rufe ich die Hunde einzeln zu mir und ziehe ihnen die Geschirre an. Spätestens dann bricht hier im Hof ja das Inferno aus, weil alle Hunde durcheinander laufen und vor allem schreien und heulen. Und das ist auch der Moment, wo sich unten am Grundstücksende die Pilger stauen. Ich hab da schon 20 Mann stehen und gucken sehen. Die meisten fassungslos, was da denn abgeht, interessiert und völlig gebannt. Da steht man dann schon auf dem Präsentierteller und darf sich keine Schwachheiten erlauben wie zum Beispiel zu seinem Hund sagen "jetzt komm endlich her du Depp". Hundesindnatürlichkeinedeppenundichmeindasauchnichtso, aber es rutscht einem raus und vor Publikum, vor allem vor Pilgerpublikum ist das immer so doppelt peinlich. Mein Nachbar, der im Dorf rumerzählt, ich würd den Waldweg hochbrettern wie ein Berserker (stimmt gar nicht, sooo schnell sind wir nun auch nicht), hat in der Zwischenzeit Stellung bezogen: auf seinem Balkon auf seinem Haus, das auf einem Hügel mit gegenüber steht, damit er ja nichts verpasst. Manchmal stehen auch noch andere Leute am Zaun und schauen, weil sies nicht fassen können was da abgeht. Heute checkte grade eine Motorradgruppe bei meinem Nachbarn paar Häuser weiter (ein Gasthaus mit Pensionszimmern) ein. Sie standen mit den Motorrädern auf der Strasse und als wir vorbeibretterten staunten die auch nicht schlecht. So nett ich die Aufmerksamkeit, die wir verursachen ja finde...wenn ich dann mit der Karre mal wieder gegen eine Mauer dotze oder die Kurve nicht kriege und gegen meinen Torpfosten ditsche, ist das alles nicht ganz so doll, es sieht dann einfach nicht mehr so cool aus. Beim heutigen Training hab ich dann noch eine Wandergruppe aufgescheucht. 15 Mann, die mich ansahen, als würden sie einen Geist sehen. 2 Wanderer waren aber noch so geistesgegenwärtig und haben mal gleich die Kamera draufgehalten. Die Hunde fanden das prima, liefen an den Wanderern vorbei und schauten sie an, als erwarteten sie Kamelle. Die sind mehr Rampensau als ich, soviel steht mal fest.

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