Montag, 4. März 2013
Mushing is zen
Jaja...longtimenosee...Man hat ja noch anderes zu tun, als im Blog zu schreiben. Hunde trainieren zb. in Schweden, mal wieder. Seit 4 Wochen schon. Und wieder was dazu gelernt: es geht nicht immer so wie man will. Ja, ich sage das nicht weil es eine bahnbrechende Erkenntnis ist, sondern weil es einem während seiner Musherkarriere immer wieder aufs Neue anfällt. Man meint ja, wenn man das schon ganz lange macht, so wie ich, dann hat man den Plan. Ich lerne aber jedes Jahr dazu und zwar, dass ich eigentlich nichts weiss. Ich habe in diesem Jahr ein junges Team, 5 Hunde, der älteste ist 9 und schon viel gelaufen, dann hab ich noch einen 5 jährigen, eine 2 jährige und zwei 1 jährige im Team. Das Problem ist: die kennen sich erst seit 4 Monaten, laufen auch erst seit dieser Zeit zusammen und die 3 Jungspunde haben nur Mist im Kopf. Dummerweise der 5-jährige auch. Was hab ich mich schon aufgeregt, bis mir einfiel, dass der Hund der vorne läuft, eigentlich kein Leithund ist. Er kanns, aber er kanns nicht gut und nicht richtig und daher läuft die Chose einfach nicht. Gemerkt habe ich das, als ich letzte Woche 10 km lang hinter einem 10er Team hergeflogen bin. Der Musher des 10er Teams fuhr auf einem Ultraleichtschlitten, ich hatte die Hälfte an Hunden und mein 21 Kilo Langdistanzgeschoss dabei. Dennoch hätte ich mindestens 5 Mal überholen können auf der Strecke. Der Typ auf dem Leichtschlitten wollts ja auch nicht glauben, dass er nicht weg kam. Aber so wars. Die Hunde liefen wie die Lutzi, alle wie aus einem Guss, wunderschön und gleichmässig volles Rohr und das obwohl ich voll auf der Bremsmatte stand.
Einen Tag später fahren wir wieder ohne dass ein Team vorne weg ist und wir sind nur noch die Rentnerbummelband. Ja, ich muss geduldig sein, mir eingestehen, dass die jungen Hunde geistig noch nicht so weit sind, dass das Team sich finden muss, dass ich auf meine junge Hündin, die gerade erst 8 Monate alt ist warten muss, denn die scheint ein Leithund werden zu können. Alles eigentlich Dinge, die man wissen könnte, aber irgendwie...
Diese Gedanken kommen einem, wenn man stundenlang durch eine einsame Gegend in Schweden fährt. Man macht den Kopf leer, nach einer Weile kommen andere, klarere Gedanken in den Schädel. Man versinkt im hier und jetzt um wieder zu sich zu finden. Mag sein, dass das jetzt schwer esotherisch rüberkommt und sicherlich geht es nicht jedem Musher so, aber für mich ist Mushing Zen. Du schaust stundenlang auf unberührte Schneelandschaft, über dir oft ein blauer Himmel, alles um dich rum ist nur Ruhe und Stille. Logisch, dass sich da alles irgendwann anpasst und zur Ruhe kommt - wenn man es will...denn ab und an treffe ich auf dem Trail Menschen, für die Mushing scheinbar dazu da ist, den ganzen Frust rauszuschreien. Malamutenfahrer sind da ganz vorne mit dabei. Ich hab noch selten erlebt, dass ein Malamutentreiber seine Tiere ruhig über den Trail gebracht hat. Kann sein, dass das die Art ist diese Hunde überhaupt in der Bewegung zu halten, aber für mich wärs jetzt nix. Ich schweige lieber und versinke im hier und jetzt...
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