Freitag, 17. Juni 2011

Fango

Wenn man im Herbst und Frühjahr mit den Hunden rausfährt kommt man mit 95%er Sicherheit dreckiger zurück als man losgefahren ist. Die Waldwege sind matschig und aufgeweicht, man steht auf einer Karre mit 3-4 Reifen und vor einem laufen die Hunde, die mit ihren Pfoten einem den Dreck entgegenschleudern. Ich trage daher beim Training einen wasserdichten Overall in dem ich zwar aussehe wie die Wiedergeburt des Michelinmännchens, der mich aber warm und den Schlamm von mir fern hält.
Im Januar diesen Jahres herrschten relativ milde Temperaturen als mein Kumpel A. und ich uns zum Trainieren trafen. Zwei meiner Rüden sollten in seinem Team einige Rennen mitlaufen und wir wollten ausprobieren ob das überhaupt funktioniert. Dabei wollte A das Team fahren und ich sollte auf der Ladefläche der Trainingskarre mitfahren. Die Ladefläche besteht aus einem Gitterrost mit Sitzkissen und lag nur wenige Zentimeter über dem Boden. A spannte die Hunde ein, ich nahm auf der Ladefläche Platz und wir fuhren los.
Nach ca 10 m wurde mir schlagartig klar, dass ich Dussel vergessen hatte eine Schutzbrille aufzusetzen. Der Waldweg war stellenweise tief und generell matschig. Vor mir liefen 10 Hunde und die Ballonreifen des Trainingswagens warfen ununterbrochen kiloweise Matsch auf mich. Innerhalb kürzester Zeit sah ich nichts mehr und musste mir den Dreck aus den Augen wischen. A grinste sich einen und meinte nur "ja...das ist halt der Grund warum T. nicht mehr mitfahren will". Super. Das war mir jetzt auch klar. Ich war nicht zum ersten mit einem Gespann als Beifahrer unterwegs und hatte dennoch völlig verdrängt, wie schnell man dabei aussieht wie ein Schwein in der Suhle und wie schmerzhaft einschlagende kleine Steinchen und Dreck sein können. Augen zumachen ging auch nicht, ich wollte ja sehen wie meine Hunde laufen.
Nach dem ersten Kilometer musste A. anhalten weil einer seiner Rüden, der vor meinem Hund lief sich ständig umdrehte, knurrte und kläffte, das ganze im vollen Lauf.
Wir spannten um. Während ich neben meinem Hund stand und wartete bis A. seine Hunde umgespannt hatte, liefen an mir, bzw. meinem Overall braune Rinnsale zu Boden. "Gut siehste aus". sagte A und grinste fies.
Weiter gings.
Wir fuhren in recht hohem Tempo durch den langsam dunkel werdenden Wald. A. schepperte um die Kurven, dass mir fast der Magen hochkam. Als plötzlich mehrere Rehe kurz vor uns über den Weg liefen dachte ich, dass es nun vorbei ist. Ich weiss was 10 Hunde wegziehen können, wenn sie nur wollen und da ist völlig egal dass sie 300 Kilo hinter sich herzerren. Erstaunlicherweise passierte nichts. Dafür nahm A. im Anschluss so ziemlich jede Pfütze mittig, die sich uns in den Weg warf. "Das machst du doch mit Absicht!!" rief ich nach hinten, sorgsam darauf achtend den Mund nicht zu weit aufzumachen.
"Neeeeeee...," sagte A."ich versuch denen so gut ich kann auszuweichen"
Versucht...soso.
Nach gut einer halben Stunde kamen wir wieder ins Ziel. Ich sah inzwischen aus, als wäre ich in eine Schlammgrube gesprungen. Der schwarze Overall war braun. In meinem Gesicht ertastete ich eine inzwischen festgetrocknete, dicke Schicht aus zähem Schlamm und Tannennadeln und trotz Kaputze fühlten sich die Haare auch nach Schlammpackung an.
Die Hunde sahen ähnlich aus. Ich konnte so auf Anhieb nicht sagen, wer welcher war. Beide sahen aus wie das Ding aus dem Sumpf. Zusammen sahen wir aus wie die 3 Dinger von der Sumpftankstelle. A, der hinten auf der Karre gestanden hatte war fast sauber. Logisch, ich hatte ja alles abgefangen, was ihn hätte anfliegen können.
Weil ich ja so ein erfahrener Musher bin, hatte ich für die Hunde natürlich keine Kennelbox mitgenommen um sie zum Training zu kutschieren. Handtücher zum Abtrocknen hatte ich natürlich auch vergessen  und so blieb mir nicht viel anderes übrig als die Hunde so wie sie waren ins Auto zu lassen, wo sie sofort wie gewohnt auf dem Fahrer- und Befahrersitz Platz nahmen.
Das sind die Momente wo ich mir selber in den Hintern beissen könnte.

Zuhause angekommen habe ich eine ganze Weile lang Schlamm aus den Hunden gerubbelt. Der Overall musste zweimal in die Waschmaschine bis er sauber war. Das Auto musste übrigens grundgereinigt werden.

Drei Worte zum Schluss:

1. Fango aus den örtlichen Wäldern verbessert keineswegs die Hautstruktur, egal wie oft A das Gegenteil behauptet
2. Männer sind Schweine
3. ein paar Tage nach unserer Schlammfahrt ist A. während des Trainings mitten im Wald die Achse der Karre gebrochen. Es gibt einen Gott.

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