Donnerstag, 13. Oktober 2011

IQ-Test

Neulich bei Rütter: ein Schäferhundmix und seine überforderten Besitzer. Der Schäferhundmix hat randaliert, Leute angesprungen und das ganze Haus zusammengebellt. Frauchen machte den Eindruck als ob sie den Hund lieber heut als morgen zur Tür rausschubsen wollte, Herrchen war einfach nur ratlos. Rütter gab den Tip, den Hund doch mal zu beschäftigen. Er besorgte zwei Becher und Leckerchen und der Hund sollte raten, unter welchem Becher das Leckerchen war.
Ziemlich sicher, dass meine Hunde bei diesem Intelligenztest gnadenlos durchrasseln würden, habe ich am nächsten Tag den Versuchsaufbau in Angriff genommen. 2 Becher, jede Menge Lyonerstückchen.
Die Probanten fanden sich beim ersten Kühlschranköffnen ein: der Große, der Kleine, der JRT. Interessiert wurde sich im Halbkreis hingesetzt und der Dinge geharrt, die da kommen.
Ich stellte also einen Becher hin, zeigte den Hunden das Stückchen Lyoner und setzte den zweiten Becher darüber. Ich zeigte dann, wie bei Rütter gesehen, mit dem Finger auf den Becher unter dem sich das Lyonerstück befand. Alle drei schauten auf den Finger, dann auf den Becher und als ich fertig war, schauten sie mich erwartungsfroh an.
Ok, das lief schon mal nicht so gut. Ich zeigte nochmal auf den Becher. Die drei von der Tankstelle schauten auf den Becher, schauten auf meinen Finger, dann auf mich, erwartungsfroh.
Jesses....also nochmal, Becher hochheben, Lyoner zeigen, Becher draufstellen.
Hunde schauen mich an. Dann fangen sie an an meinen Händen zu riechen. Dann auf dem Boden. Der Becher bleibt unbehelligt.
"Ihr seid so doof", sag ich und fang nochmal von vorne an. Dieses Mal stelle ich die Becher aber vor den Großen. Ich zeige ihm die Lyoner, den Becher......dann höre ich es auch schon rattern. Es denkt. Kurz bevor der Qualm aus den Ohren kommt, schlägt der Große mit der Pfote nach mir: "Mach schon, ich weiss dass du Lyoner hast!" Ich zeige stoisch auf den Becher und dann, als ich schon nicht mehr dran geglaubt hatte, knallt der Große die Pfote auf den Becher, der Becher kippt um und der Große kann das Stück Lyoner futtern.
Wer jetzt denkt;: AHA, jetzt hat ers!, weiss leider gar nichts darüber, wie so ein Husky tickt. Normale Hunde hätten jetzt verknüpft: Der Becher, das Stück Wurst, Becher umhauen, schon hab ichs.
Ein Husky denkt: Was baut die den Scheiss Becher schon wieder auf, wenn sie mir das Stück Lyoner gleich gibt haben wir enorm Zeit gespart, merkt die das denn nicht? Ich könnt schon seit 5 Minuten wieder in der Kiste liegen. Son Mist, sonst gibt sie mir das doch auch gleich und ich muss hier nicht vor einem Becher sitzen.
Und genauso war es. Ich stell den Becher hin, zeige das Stück Lyoner, lege es unter den Becher....und der Hund, der eben noch den Becher umgeworfen hatte, schaut mich verständnislos an.
Um es kurz zu machen: nachdem ich das Spielchen noch 5 Mal wiederholt hatte, hat er dann 3 Mal in Folge den Becher sofort umgeworfen. Dann wars ihm zu doof.
Der JRT hatte eine andere Technik: er schob den Becher über die Fliesen und konnte erst da an das Leckerchen, als er ihn an der Teppichkante umkippen konnte. Auch er war nicht in der Lage zu verknüpfen.
Der Kleine hat das ganze Spiel überhaupt nicht verstanden und ist sekundenlang mit ratterndem Hirn vor dem Becher stehen geblieben. Vielleicht dachte er auch, dass er mit seinen telekinetischen Kräften irgendwas ausrichten könnte.
Kurzum...wäre das ein IQ-Test gewesen, meine Hunde wären durchgefallen. Aber sowas von.
Allerdings verhält es sich auch so, dass meine Hunde gewohnt sind, einfach so ein Leckerchen zu bekommen, ohne vorher irgendwas dafür zu tun. Die Einsicht, dass man etwas tun muss um ein Stückchen Wurst zu bekommen, haben die gar nicht. Dazu kommt, dass die Art wie die Huskys gezüchtet wurden, dazu führte, dass Huskys Dinge hinterfragen und nur dann machen, wenn sie irgendeinen Sinn drin sehen. Dieses Erbe ihrer Vorfahren steckt in vielen Huskys noch drin. Eine Freundin von mir, die zwei Terrier hat, erzählte mir anlässlich meiner Schilderungen zum Thema IQ-Test, dass sie für ihre Hunde diverse Intelligenzspiele hat. So zb. einen Ball in dem ein Loch ist und den man so drehen muss bis die im Ball eingefüllten Leckerchen herausfallen.
Ich hab N. gefragt, was sie denkt, was meine Huskys mit dem Ball gemacht hätten. N., die selbst mal 8 Huskys hatte, musste nicht lange überlegen: Gefressen!
Genau.

Warum der JRT dann so versagt hat, liegt übrigens auf der Hand: er hält sich seit frühster Kindheit für einen Husky....

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