Mittwoch, 9. Mai 2012
Das Schneewittchen und der Richter
Neulich waren das Schneewittchen und ich auf einer Ausstellung. Am Vortag hatten wir uns schon unter der Dusche mit den Härten des Ausstellungsbusiness beschäftigt. Schneewittchen fand baden scheisse. Während der Hund versuchte die Wand hochzugehen, versuchten meine Freundin T. und ich nicht den Freischwimmer zu machen und den Hund von seinem unangenehmen Geruch (Madame hatte sich kurz zuvor im Zwinger in einer Pipipfütze geaalt) zu befreien.
Für das Schneewittchen war es die erste und wie sich zeigte hatte die sonst so vorlaute und freche Madame noch bevor wir die Ausstellungshalle betraten richtig Respekt vor der Gesamtsituation. Zuviele Menschen, zu viele Hunde zuviel dies und zuviel das, vermutlich auch noch die falsche Mondphase und schlecht geschlafen - das Schneewittchen war überfordert. Mit allem was so ein kleiner Hund aufzubringen hat, warf sich das Schneewittchen in die Leine und versuchte sich vom Acker zu machen. Es dauerte, bis ich ihr das Halsband aus und die Ausstellungsleine (ein angesichts 16 Kilo Lebendhund mit dem Willen zur Entfleuchung lächerlich dünnes Lederseilchen)an ziehen konnte. Dass ein Hund auch so viele Beine haben muss...
Kaum war das Schneewittchen an der Ausstellungsleine legte sich ein bislang unbekannter Schalter bei der Dame um. Sie blieb stehen, schaute sich um, dann kam die Brust raus, Bauch rein, Schwanz korrekt aufgerollt, Blick nach vorne und sie marschierte los.
Meine Freundin T. staunte nicht schlecht und konnte sich ein "als hät die das schon immer gemacht" nicht verkneifen.
Schneewittchen eine Rampensau, die auf Knopfdruck voll da war - echtes Starpotential also. Wohlgemut betraten wir beide also die Ausstellungshalle. Madame sah sich um mit einem Blick der sagte "Schaut mich an, ich bin zu geil für diese Welt, seht ihr es auch".
Zwischendurch wurden vorbeikommende Hunde taxiert und angefallen (= zum Spielen aufgefordert). Dabei ist das Schneewittchen ja unerbittlich.
In der Jüngstenklasse starteten ausser Schneewittchen noch eine andere Hündin, gleichalt. Als wir in den Ring gerufen wurden, präsentierte die sich auch gleich huskygerecht mit Rumhüpfen und nicht an der Leine laufen wollen, während Schneewittchen neben mir an lockerer Leine her stolzierte wie ein aufgezäumtes Rennpferd. Haha...die Konkurrenz gleich mal schocken...hervorragend. Wir drehten auf Anweisung des Richters im Trab eine Runde um den Ring. Unsere Konkurrenz, äh unser Mitbewerber (es gibt keine Konkurrenz, es gibt nur Mitbewerber), kämpfte mit Hund und Leine, wir sahen einfach nur gut aus.
Dann kam die Einzelbewertung. Unser Mitbewerber stand vor dem Richter und wurde begutachtet. Der Richter sah sehr stylisch aus in seinen Jeans mit Hemd und weisser Krawatte mit Huskyköpfen drauf. Dann waren wir dran.
Ich führte das Schneewittchen vor den Richter und das Schneewittchen machte die Grätsche. Ein Richter, ein Mann und dann noch einer mit Krawatte!!! Mais NON!!!! Sie liess sich auf den Boden fallen und gab eine überzeugende Flunderimmitation zum besten. Der Richter, sichtlich geschockt versuchte mit "na Schätzelein, brauchst doch keine Angst zu haben" zu retten was zu retten war. Doch meine französische Pappenheimerin ignorierte jede Bemühung. Ob Rascheln mit einer Tempopackung, "laufen Sie nochmal" oder Aufmunternde Klickgeräusche, das Schneewittchen verweigerte die Kooperation. Mit viel Überredung liess sie sich wenigstens die Zähne anschauen und das Fell angucken. Beim laufen drehte Madame dann wieder auf.
Dank dieser Spezialeinlage kamen wir nur auf den 2. Platz. Als der Richter die Rosetten vergab wäre das Schneewittchen am liebsten unter die Sandeinlage der Halle verschwunden.
Alle haben mir anschliessend erzählt, wie klasse Schneewittchen beim Laufen ausgesehen habe und wie furchtbar ihre Performance vor dem Richter war.
Hinterher hat das Monster noch so ziemich jeden anwesenden Hund angemacht und sich benommen wie sich freche Welpen normalerweise so benehmen...ist es zu fassen...
Für die nächste Ausstellung müssen wir definitiv an ihrem Männerbild arbeiten...
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