Der Große war als Welpe eine Heimsuchung. Nachdem der erste Versuch ihn während meiner Abwesenheit in einem geräumigen Welpenzwinger zu beherbergen an stundenlanger Schreierei des Welpen und einer langen Ausführung meiner Tante P. warum es für Welpen traumatisch sein kann, in einem Welpenzwinger sitzen zu müssen, wenn die anderen Hunde alle frei laufen können, gescheitert war, durfte sich der 12 Wochen alte Welpe zwischen 8 und 12 Uhr frei im Haus bewegen. Dass das ein Fehler war, merkte ich spätestens da, wo ich die Haustür aufschloss und mir die ersten Scherben und Federn entgegenkamen, die der Hund zu kunstvollen Arrangements auf der Treppe verarbeitet hatte. Frei nach Beuys hatte der Hund im Wohnzimmer den Blitzschlag mit Lichtschein auf Hirsch aufgebaut : eine Installation aus einem einsamen Lampenfuss (den Schirm hatte der Hund fachmännisch entfernt und mit Löchern "verschönert" auf dem Boden abgelegt), mehreren aufgerissenen Sofakissen, Federhaufen, quer durch den Raum geschleppten Tischdecken und Osterhasenscherben. Der Hund wusste natürlich von nichts und seine Mitbewohner schwiegen eisern. Es war klar, dass sich der Hund einsam fühlte, ausgesetzt, verlassen und infolgedessen seinem Frust freien Lauf gelassen hatte. Leider lies er seinem Frust ziemlich lange seinen Lauf und uns gingen langsam die Sofakissen und die Federn aus. Huskys sind schwer erfinderisch, wenn es darum geht sich selbst zu beschäftigen und so fing der Welpe in Ermangelung von Sofakissen damit an Teppiche zu rupfen und durchs Haus zu schleppen. Unsere schicken Perserteppiche haben alle keine Fransen mehr. Die einen weil ein Vorwerkstaubsauger Bürsten hat - die anderen weil der Hund an den verbliebenen Fransen seine Zähne ausprobiert hat. Als der Züchter interessiert fragte, ob der Welpe denn viel kaputt macht wusste ich gar nicht recht was ich sagen sollte, denn da hatte der Hund gerade die Ostereiersammlung meiner Schwiegermutter geschreddert und die Stimmung war gerade gar nicht gut.
Mein persönlicher Höhepunkt kam kurz darauf. Ich kam nachhause und der Flur war wie ich ihn verlassen hatte. Das war schon mal ein gutes Zeichen. Und dann schaute ich vorsichtig um die Ecke ins Esszimmer.
In meiner Abwesenheit musste es spontan durchs Dach geschneit haben. Auf dem bunten Perserteppich im Esszimmer lag eine dicke Schicht hellbeiger Schnee. Die erste Untersuchung ergab, dass es sich um ganz feine, dünne Späne handelte, ähnlich wie das, was man so aus Schokolade auf Kuchen hobelt. Nur was es war erschloss sich mir nicht gleich. Erst als ich dran roch fügte sich das Bild zusammen: die Späne waren mal Bienenwachskerzen gewesen, die schon seit Monaten auf dem Highboard im Esszimmer gelegen hatten.
Der Welpe, inzwischen 8 Monate alt und schon ziemlich gross hatte die Kerzen ganz offensichtlich vom Schrank geholt und sich dann damit eingehend auseinandergesetzt.
Ich habe übrigens ziemlich lange gestaubsaugt, weil sich die Wachsspäne nicht so gut wie erwartet aus den Teppichfasern lösen liesen.
2 Monate nach der Beschneiung des Esszimmers war der Hund alt genug um eingespannt zu werden und ab da hat er nie wieder irgendwas geschreddert und geschneit hat es seitdem auch nur noch vor der Haustür.
So ein Hund braucht halt einfach eine Aufgabe....
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