Donnerstag, 31. Mai 2012

Learning by doing

Der Große ist ein Quietschi-Verrückter. Alles was quietscht ist seins, wird geknatscht bis zum Tinnitus oder bis das Spielgerät hin ist. Der Kleine nagt lieber am Nylabone herum. Vor Bällen hat der Kleine seltsamerweise Angst, obwohl er bei mir damit noch keine schlechte Erfahrung gemacht hat. Am Sonntag, als es zu warm war spazieren zu gehen, geschweige denn trainieren zu können, nahm ich einen Tennisball mit Quietschi nach draussen um die beiden Jungs zu beschäftigen. Der Große, völlig fixiert auf das quietschende Ding, raste dem Ball nach und apportierte ihn unter lautstarkem Quietschen. Der Kleine rannte dem Ball zwar auch nach, quietschte ebenfalls wie irre drauf rum und lies ihn dann liegen. Einen Tag und einige Beobachtungen später hatte der Kleine begriffen, wie Apportieren geht. Er lief dem Ball hinterher, schnappte ihn, quietschte damit und brachte ihn. Auch der Befehl :AUS, sass. Da kann man mal sehen wie schnell manche Hunde nur durch Abschauen lernen. Mich fasziniert das jedesmal. Gestern kam eine neue Variante zum Spiel dazu: Ball nachrennen, Ball aufnehmen, quietschen, Ball auf die Hütte mitnehmen und damit Fussball spielen. Das ganze geht 10 Minuten, dann nehm ich den beiden den Ball weg, weil sie schon pumpen wie die Maikäfer. Eine elegante, einfache und stressfreie Beschäftigung für den Sommer - wenn ich genug Ballnachschub auftreiben kann. Der erste Ball hat genau 3 Tage gehalten...

Montag, 28. Mai 2012

Oberlehrer

Katherina von der Leyen schreibt in der Bild am Sonntag eine Kolumne über das Leben mit ihren Hunden. Das heutige Thema waren die Oberlehrer, die einem so begegnen, wenn man mit einem Hund unterwegs ist. Das sind die Menschen, die alles besser wissen als man selbst und sich auch nicht scheuen einem das mitzuteilen.Man könnt ja dumm sterben. So wie die Ridgebackbesitzerin im Leopardendress, die meiner Freundin U. erklärte, dass U`s Hund nie und nimmer ein Siberian Husky sein könne und dass U. da ganz schön verarscht worden wär. Oder wie die Frau, die mich auf einem Rennen mal fragte, ob ich denn mit den Hunden auch was tun würd, denn das wären ja Arbeitshunde. Ja vielen Dank auch, wär ich nie im Leben drauf gekommen. Oder die Menschen, wie mein Lieblingsjogger Ali, die einem mit freilaufendem, nicht gehorchenden Golden Retriever durch den Wald latschen und mir im Vorübergehen zurufen "Darfst DU denn hier überhaupt fahren???" (was ich mit einem "und darfst DU denn hier deinen Hund ohne Leine laufen lassen?" kommentiert hatte). Die Oberlehrer gibt es überall:zb. in der Arztpraxis, wo sie dir erzählen dass "so ein Husky jeden Tag mindestens 20 km laufen muss", auch nachfragen, ob man das denn auch tut und die Antwort "nö, ich fahr mit denen so ne halbe Stunde durchn Wald, das reicht völlig" mit einem Blick bedenken, der nur die Aussage "Tierquäler" beinhalten kann. Man findet sie auf Ausstellungen "Was für eine Rasse ist das denn?" "Siberian Husky" "Ach, das glaube ich nicht, die sind doch sonst viel kleiner". Und dann triffst du die Oberlehrer die den Mörderspruch raushauen. So wie der Mountainbiker, der mich und meine Schwiegermutter, die wir heute zu Fuss mit den Hunden (jeder an einer Flexileine) unterwegs waren, im Wald überholte. Er war mit mir auf gleicher Höhe als er mir zurief "Mit denen müsst ihr auf Schlittenhunderennen gehen...!" Ich kann die Fassungslosigkeit ob dieser Aussage gar nicht in Worte fassen. Das ist doch so, als würde ich jedem Radfahrer auf einem Rennrad, der vor mir auf der Strasse rumdaddelt zurufen "Hey, mit dem Rad musst du zur Tour de France gehen". Oder, näher am Thema: was ist mit den ganzen Yorkiebesitzern die ich so treffe. Wie die wohl schauen würden, wenn ich sagen tät "Mit dem müsst ihr mal Ratten fangen gehen".Die Blicke kann ich mir jetzt schon vorstellen....

Sonntag, 27. Mai 2012

Einmal Husky gut durch

Vor 2 Tagen erwische ich den Großen, wie er sich mal wieder im Wintergarten sonnte. Wobei sonnen eigentlich der falsche Ausdruck ist. Der gnädige Herr hat sich bei 51.8 Grad Innentemperatur von zwei Seiten gut braten lassen. Lang lag er in einer Ecke in der prallen Sonne und döste vor sich hin. Gesetzt den Fall, dass das Thermometer einen Schaden und 10 Grad zuviel angezeigt hat, sind wir immer noch bei 40 Grad. Das ist schon eine Hausnummer und für einen Polarhund erst recht. Ich hab den Herrn dann in den Schatten gescheucht. Er hat mich mit dem Blick der Verdammnis bedacht, bevor er sich geradewegs auf den Weg in den Garten gemacht hat um sich auf die heissen Pflastersteine zu legen...(...). Wie die Leute, die mich fragen was ich mit dem Hund denn im Sommer mache, wohl reagieren würden, würd ich sagen: der brät in der Sonne bis er durch ist...?

Freitag, 18. Mai 2012

Kommunikationsprobleme.

Motiviert von der Frage, warum sich Hütehunde und Huskys nicht verstehen und meiner Antwort dazu, habe ich mir überlegt, ob wir Menschen eigentlich immer so genau mitkriegen, was unsere Hunde sich zu sagen haben, wenn sie sich begegnen. Ich habe erwähnt, dass Huskys das Fixieren der Bordercollies nicht mögen. Für Huskys ist diese Fixiererei , als ob man zu einem Hooligan "na du kleine Schwuppe?" sagt. Die Reaktion ist übrigens auch ähnlich. Der Hoo...ehm der Husky rastet aus, macht dicke Arme und will den Border in der Luft verreissen WAS HAST DU DA GRAD GESAGT FREUNDCHEN???? Das ist kein Zeichen von Aggressivität: hier geht es um Gesichtsverlust. "Ey, den blöde Borderasi hat misch angeguckt. Den hat misch nich anzugucken, ey!" Der Border kann aber nicht anders, schliesslich ist das bei ihm in den Genen verankert. Genauso wie es bei Huskys drinnen steckt, sich mit Lauten zu verständigen, die bei anderen Hunden eindeutig unter "der hat blöde Sau zu mir gesagt" laufen. Wenn ich mit den Huskys am Zaun von Nicky vorbeigehe und der sich rechts links hin und her überschlägt und dabei kläfft wie irre, denk ich auch, "wer weiss was der den Jungs grad erzählt"..."komm her du lange Latte, ich hau dir aufs Maul" o.ä. Die Reaktion der Huskys ist in diesem Fall die, dass man Nicky ignoriert. Wie man halt so einen kleinen Pickel am Gesäß auch ignorieren würde. Was den Pickel noch wilder macht. Auch diese Form der Kommunikation kommt vor und wird von einigen Hunden in Perfektion beherrscht. Die bekannte Hundeforscherin Dorit Feddersen-Petersen hat festgestellt, dass zb. ein Pudel 6 verschiedene Belllaute hat - ein Husky höchstens 2. Dafür haben Huskys andere Töne und Laute zur Verfügung die den Pudeln fehlen. Das wiederum verdeutlicht, wieso sich manche Rassen einfach nicht verstehen. Ein anderes Problem ist, dass vielen Hunderassen bestimmte Merkmale angezüchtet wurden, die es anderen Hunden schwer macht ihre Reaktionen und Absichten zu "lesen". Wie soll sich ein Hund verständigen, dem zb. aufgrund 10 Kilo Falten im Gesicht jede Mimik fehlt oder die vor lauter Fell nicht mehr mit dem Schwanz wedeln können. Ich weiss, dass einer meiner Hunde Probleme mit Pekinesen hat - weil er nicht sehen kann wo hinten und wo vorne ist. Aufgerichtetes Nackenhaar ist ein Zeichen von Imponiergehabe - was wenn der Hund aber von Natur aus aufgerichtetes Nackenhaar hat? So ein Ridgeback wird doch ständig falsch verstanden.... Wenigstens versteht mich der Große. Wir kommunizieren verbal. Ich frage und er heult mir was vor. Bislang hat das hervorragend funktioniert.

Donnerstag, 10. Mai 2012

Taub oder WAS?

Gestern machte mich meine Schwiegermutter darauf aufmerksam, dass sie glaubt, dass der Leithund, inzwischen 12 Jahre alt, nicht mehr gut hören kann. "also so mit den Ohren, dass die also schlecht hört im medizinischen Sinne". Sie habe am Morgen den Leithund gerufen und der hätte irgendwo rumgelegen und erst nach 5 maligem Rufen habe sich der Hund von seiner Lagerstatt erhoben und wäre ganz langsam auf sie zugetrottet. Für mich kein zwingender Beweis für eine beginnende Taubheit, denn der Leithund war schon immer dafür gewesen, dass man ihn mindestens 3 mal ruft, bevor er überhaupt drüber nachdenkt seinen Hintern zu erheben. Also habe ich mich hinter den Hund gestellt und in die Hände geklatscht. Keine Reaktion, nicht mal die Ohren bewegten sich. Ebenfalls keine Reaktion auf Pfeifen und Namen sagen. Verdächtig. Ich meine, im Alter von 12, da wird so ein Hund schon mal taub, aber bisher gab es keine Verdachtsmomente, dass das auch den Leithund betreffen könnte. Ich hatte einen anderen Verdacht und so wartete ich bis ich mit dem Leithund alleine war. Dann rief ich leise den Namen. Keine Reaktion. Dann etwas lauter und der Leithund setzte sich langsam und unwillig in Bewegung. Wie immerhalt. Die Befehle Sitz und Platz werden allerdings direkt ausgeführt. Das teile ich meiner Schwiegermutter natürlich umgehend mit den Worten "Ich glaub der Leithund verarscht uns" mit. Meine Schwiegermutter war umgehend empört. Unfassbardamachichmirsolchegedankenunddanndas... Zum Beweis rief ich den Hund, der sich inzwischen um die Hausecke gemacht hatte im ruhigen, leisen Ton und siehe da, er kam, unwillig und so, als hät er eh grad genau nichts anderes vorgehabt, auf uns zu. "Dieses Weib!" sagte meine Schwiegermutter in der Erkenntnis mal wieder auf den Leithund reingefallen zu sein. War ja nicht das erste Mal. Der Leithund gibt auch gerne mal die Nummer "Angst vor der Futterschüssel, ich kann nur essen wenn du neben mir stehst". Ich musste spontan an meine Bekannte P. denken. Die hat mal ihren Cocker Spaniel zum Tierarzt geschafft, weil sie minutenlang im Garten auf der Terrasse gestanden und ihren Hund gerufen hat, der überhaupt nicht auf sie reagiert hat. "Ich glaube der ist total taub". erzählte sie der Tierärztin. Die Tierärztin stellte sich hinter den Hund und klatschte in die Hände. Der Kopf des Cockers fuhr augenblicklich rum. Die Tierärztin zu P. "Ich meine ja es wär mehr so ein Erziehungsproblem...."

Mittwoch, 9. Mai 2012

Das Schneewittchen und der Richter

Neulich waren das Schneewittchen und ich auf einer Ausstellung. Am Vortag hatten wir uns schon unter der Dusche mit den Härten des Ausstellungsbusiness beschäftigt. Schneewittchen fand baden scheisse. Während der Hund versuchte die Wand hochzugehen, versuchten meine Freundin T. und ich nicht den Freischwimmer zu machen und den Hund von seinem unangenehmen Geruch (Madame hatte sich kurz zuvor im Zwinger in einer Pipipfütze geaalt) zu befreien. Für das Schneewittchen war es die erste und wie sich zeigte hatte die sonst so vorlaute und freche Madame noch bevor wir die Ausstellungshalle betraten richtig Respekt vor der Gesamtsituation. Zuviele Menschen, zu viele Hunde zuviel dies und zuviel das, vermutlich auch noch die falsche Mondphase und schlecht geschlafen - das Schneewittchen war überfordert. Mit allem was so ein kleiner Hund aufzubringen hat, warf sich das Schneewittchen in die Leine und versuchte sich vom Acker zu machen. Es dauerte, bis ich ihr das Halsband aus und die Ausstellungsleine (ein angesichts 16 Kilo Lebendhund mit dem Willen zur Entfleuchung lächerlich dünnes Lederseilchen)an ziehen konnte. Dass ein Hund auch so viele Beine haben muss... Kaum war das Schneewittchen an der Ausstellungsleine legte sich ein bislang unbekannter Schalter bei der Dame um. Sie blieb stehen, schaute sich um, dann kam die Brust raus, Bauch rein, Schwanz korrekt aufgerollt, Blick nach vorne und sie marschierte los. Meine Freundin T. staunte nicht schlecht und konnte sich ein "als hät die das schon immer gemacht" nicht verkneifen. Schneewittchen eine Rampensau, die auf Knopfdruck voll da war - echtes Starpotential also. Wohlgemut betraten wir beide also die Ausstellungshalle. Madame sah sich um mit einem Blick der sagte "Schaut mich an, ich bin zu geil für diese Welt, seht ihr es auch". Zwischendurch wurden vorbeikommende Hunde taxiert und angefallen (= zum Spielen aufgefordert). Dabei ist das Schneewittchen ja unerbittlich. In der Jüngstenklasse starteten ausser Schneewittchen noch eine andere Hündin, gleichalt. Als wir in den Ring gerufen wurden, präsentierte die sich auch gleich huskygerecht mit Rumhüpfen und nicht an der Leine laufen wollen, während Schneewittchen neben mir an lockerer Leine her stolzierte wie ein aufgezäumtes Rennpferd. Haha...die Konkurrenz gleich mal schocken...hervorragend. Wir drehten auf Anweisung des Richters im Trab eine Runde um den Ring. Unsere Konkurrenz, äh unser Mitbewerber (es gibt keine Konkurrenz, es gibt nur Mitbewerber), kämpfte mit Hund und Leine, wir sahen einfach nur gut aus. Dann kam die Einzelbewertung. Unser Mitbewerber stand vor dem Richter und wurde begutachtet. Der Richter sah sehr stylisch aus in seinen Jeans mit Hemd und weisser Krawatte mit Huskyköpfen drauf. Dann waren wir dran. Ich führte das Schneewittchen vor den Richter und das Schneewittchen machte die Grätsche. Ein Richter, ein Mann und dann noch einer mit Krawatte!!! Mais NON!!!! Sie liess sich auf den Boden fallen und gab eine überzeugende Flunderimmitation zum besten. Der Richter, sichtlich geschockt versuchte mit "na Schätzelein, brauchst doch keine Angst zu haben" zu retten was zu retten war. Doch meine französische Pappenheimerin ignorierte jede Bemühung. Ob Rascheln mit einer Tempopackung, "laufen Sie nochmal" oder Aufmunternde Klickgeräusche, das Schneewittchen verweigerte die Kooperation. Mit viel Überredung liess sie sich wenigstens die Zähne anschauen und das Fell angucken. Beim laufen drehte Madame dann wieder auf. Dank dieser Spezialeinlage kamen wir nur auf den 2. Platz. Als der Richter die Rosetten vergab wäre das Schneewittchen am liebsten unter die Sandeinlage der Halle verschwunden. Alle haben mir anschliessend erzählt, wie klasse Schneewittchen beim Laufen ausgesehen habe und wie furchtbar ihre Performance vor dem Richter war. Hinterher hat das Monster noch so ziemich jeden anwesenden Hund angemacht und sich benommen wie sich freche Welpen normalerweise so benehmen...ist es zu fassen... Für die nächste Ausstellung müssen wir definitiv an ihrem Männerbild arbeiten...