Dienstag, 29. November 2011

Auch Waffenbesitzer haben Grundrechte

Seit 3 Tagen basteln der Sohn meines übernächsten Nachbarn und seine kleinen Jägerkumpels einen neuen Hochsitz. Seit 3 Tagen parken deswegen die unterschiedlichsten Autos die Strasse voll. Die Jägerkumpels tragen natürlich alle ihre Jägerkleidung zum Basteln, man will ja erkannt werden als Waidmann und somit wichtige Stütze der Hege und Pflege im deutschen Wald. Vielleicht tragen sie ihre Leuchtwesten aber auch, damit sie sich nicht gegenseitig den Hammer auf den Kopf kloppen - wer weiss?
Ich kann solche Revolverhelden nicht ausstehen. Leute, die aus Spass Tiere abknallen sind mir sowieso hochgradig suspekt. Leute, die sich wichtig fühlen, weil sie Tiere abknallen und eine Waffe tragen dürfen sind mir noch viel suspekter. Herr M., einer der Jägerkumpels, hat mal während eines Trainings einen Revolver an den Kopf meines Hundes gesetzt und gedroht den "Drecksköter abzuknallen".
Seitdem steht Herr M. auf meiner "kriegt-im-Leben-keine-Weihnachtskarte-mehr"-Liste. Ausserdem hab ich ihn damals angezeigt. Seitdem findet er mich auch Scheisse, ich hab ihn ja in seiner Freiheit gestört eine Waffe zu tragen. Wobei hier die Frage erlaubt sein muss, wieso ein Mensch, der mit seinem Hund in einem Wald, welches nicht sein Jagdrevier ist, mit einem geladenen Revolver herumgeistert...
Wie dem auch sei, ich komme gestern vom Training zurück und da steht Herrn M. Geländewagen auf der Strasse. Verziert mit einem grossen orangen Aufkleber "Jägermeister" auf der Frontscheibe und zwei kleineren Aufklebern auf der Heckklappe.
Der eine Aufkleber besagt : " Es ist verdammt hart immer der Beste zu sein" und auf dem anderen Aufkleber stand: " Auch Waffenbesitzer haben Grundrechte"

Muss ich noch irgendwas sagen? Dass solche Leute einen Jagdschein und einen Waffenschein besitzen will mir nicht in den Kopf. Schon gar nicht, wenn sie keine Scheu zeigen, diese Waffe auch gegen Menschen und angeleinte Hunde zu ziehen.

Trainingskilometer 218, 4 - Tag der netten Hundebesitzer

Ich schreibe hier so oft über bekloppte, unfähige Hundebesitzer, über die ich mich geärgert habe. Heute muss jedoch irgendwas in der Luft gewesen sein. Beweise gefällig?
Heute im Training, wir waren gerade 3 Kilometer unterwegs, tauchen vor uns zwei Hundebesitzerinnen auf, die gemütlich den Weg entlangschlurfen. Um sie herum tollen 4 freilaufende Hunde. Innerlich brech ich leicht zusammen, denn solche Begegnungen enden üblicherweise damit, dass ich völlig genervt die Karre umdrehe, 2-5 bösartigste Flüche vor mich hermurmel und den Weg halt wieder zurückfahre, weil die Herrschaften sich a. dazu ausser Stande sehen ihre Hunde einzusammeln und b. wenn sie sie dann doch eingesammelt haben, so knapp am Weg stehen bleiben, dass die an den Leinen reissenden Viecher nicht mal den Kopf strecken müssen um sich einen Happen Husky zu gönnen und zudem schnell klar wird, dass Frauchen Hundi an der Leine kaum halten kann.
Die beiden Damen von heute hörten mich nicht, weil sie so laut mit einander schnatterten, dass ich 10 m hinter ihnen noch fast jedes Wort mitbekam. Ich fuhr noch ein Stück weiter und bremste. Das hörten die Damen dann, sammelten eilig ihre Hunde ein (2 große, zwei Fusshupen), machten sie an die Leine und jetzt kam der spannende Augenblick: Wie wird es weitergehen? Können Ilse und Gerda mehr als einen Schritt zur Seite gehen oder werden sie stur weiter mitten auf dem Weg weiterlaufen und sich über die Irre auf der gelben Karre wundern??
Ich beschloss die Sache zu verkürzen und rief, obs wohl möglich wär, dass die Damen ein kleines Stück, son Meter in den Wald gehen könnten. Ich hab ganz dolle versucht nicht zu klingen wie Ben Hur auf seinem Streitwagen. Sondern nett und umgänglich.
Und das Wunder geschah, "Klaro, machen wir doch glatt"- sprachen die beiden und gingen tatsächlich ein Stück zur Seite und ich konnte ohne Probleme vorbei. Im Vorbeifahren rief ich ein ernstgemeintes, freundliches DANKE und bekam ein "Ist doch kein Problem" zurück.
Woraufhin ich sagte "das sagen Sie so...es gibt ne Menge Leute die den Move nicht schaffen"
"Leute gibts"...kam zurück.
Und ich fands prima. Es gibt sie noch, die normalen Hundebesitzer.
Keinen Kilometer weiter sehe ich von weitem aus dem Nebel einen kräftigen älteren Herrn mit Jägerhütchen, freilaufendem Jagdhund und eine Frau dahinter auftauchen. Während wir langsam näherkamen, nahm der Mann eine Leine zur Hand, leinte den Hund an und kam auf mich zu gelaufen.
Ja, dachte ich, wäre auch zuviel des Glücks gewesen...und in dem Moment biegt der Mann ab und stellt sich gut einen Meter vom Weg in den Wald. Der Hund reisst zwar an der Leine wie ein Irrer und bellt wie verrückt, stellt sich auf die Hinterbeine und tut gerade so, als wollt er alles verreissen, aber wir fahren wieder ohne Probleme vorbei.
Spätestens jetzt frag ich mich, was denn heute los ist. Schon zwei positive Hundebegegnungen an einem Tag? Ja is denn scho Weihnachten?
Wir fahren also weiter und keine 200 m vor uns sehe ich 4 Leute durch den Nebel laufen. Dabei haben sie 3 grosse Windhunde. Herrschaftszeiten, was machen die alle hier? Es ist kalt, es ist nebelig und fast dunkel....normalerweise treiben sich solche Gestalten bei diesen Bedingungen nicht im Wald herum.
Langsam nähere ich mich, sehe das übliche Prozedere: Hunde werden eilig an die Leine genommen - dann aber biegt der erste mit einem sehr  grossen Windhund nach rechts in den Wald, die beiden anderen marschieren links in den Wald. Einer versteckt sich hinter einem Holzhaufen, der andere bleibt press am Weg stehen. Und ich musste nicht mal was sagen....Der, der so ganz nah am Weg steht macht mir Gedanken, man weiss ja nie, ob der Besitzer den Hund festhalten kann, wenn meine Hunde so dicht an ihm vorbei laufen. Man weiss auch nie, ob nicht einer der Huskys denkt "Windhund? Hat einer Ketchup dabei?".
Heute war ich aber sowas von relaxt, hab die Bremse aufgemacht, zweimal VORBEI gebrüllt, den völlig ausrastenden Hund zu meiner linken und den genauso wütenden Hund zur Rechten ignoriert, meine Hunde ebenso und schon waren wir vorbei.

Ja, Frage. Was war heut los? Stehen die Planeten günstig? Hab ich sonst einen Deppenradar? Oder war heut zufällig der internationale Tag der netten Hundebesitzer?

Montag, 28. November 2011

Trainingskilometer 200 und n Keks

Das Training gestern war dermassen ereignislos, dass ich endlich mal Zeit hatte meinen Gedanken nachzuhängen bzw. den Kopf völlig auszuschalten. Das kann ich nur, wenn ich lange und einsam genug unterwegs bin - so wie in Schweden oder so wie gestern. Nebelig und trüb wie es war, trieb es nicht mal die fanatischen Jogger aus dem Haus und so hatten wir den Wald für uns ganz allein.
Wenn man so durch die Gegend fährt und sich so gar nichts tut, driften die Gedanken ab, man denkt zuerst an was einen die letzte Woche beschäftigt hat und nach einer halben Stunde auf dem Trail denkt man nichts mehr. Man fährt nur noch den Waldweg lang und freut sich darüber, dass die Hunde so schön gleichmässig laufen und dass es im Wald so ruhig und friedlich ist. Man muss ja nicht aufpassen ob einem ein Hund ins Team läuft oder der Spaziergänger vor einem nicht mitkriegt, dass man im Anmarsch ist.
Das ist das schöne am Mushen. Man kann abschalten, den Alltag mal für ein-zwei Stunden vergessen und mal nur auf wackelnde Hundeärsche starren.
Ich bin ja der Meinung, dass das jahrelange, stundenlange Starren auf Hundeärsche einen Menschen verändert. Es muss so sein, denn wie sonst hält man 2-4 Stunden in absoluter Einsamkeit bei bis zu Minus 30 Grad aus? Es mag schräg klingen, aber auf dem Schlitten findet man wieder zu sich. Man erinnert sich dran, dass man jetzt auf sich gestellt ist und die Welt trotzdem nicht untergeht. Man entwickelt ein Selbstvertrauen in sich und die Möglichkeit es schon zu schaffen, sollte man  bei Minusgraden draussen einen Defekt haben und erst mal nicht weiterkommen. Man muss lernen nicht auszurasten, wenn es soweit kommt, dass man im Fjäll strandet und es durchaus 1-2 Stunden dauern kann, bis Hilfe kommt. Man muss sich dran gewöhnen mehrere Stunden mit sich ohne grosse Ablenkung auszuhalten - das ist gar nicht so einfach, vor allem wenn nach einer halben Stunde das grosse Gedankenkarussell im Oberstübchen auf stand by springt.

In meinem ersten Jahr in Schweden musste ich auf einer meiner  Touren mal anhalten und die Mütze abnehmen und horchen ob ich was hör. Ich war mir nicht mehr sicher, ob ich noch was hören kann, weil ich seit einer Stunde nichts mehr gehört hatte.
Das ist hier im Wald natürlich anders. Man hört die Autobahn, man hört Holzmacher, man hört Flieger, die Bahn, die Stockenten.
Aber....manchmal ist man wenigstens ein bisschen allein und kann abschalten.

Donnerstag, 24. November 2011

Trainingskilometer 183,5 - Gruselig!

Beim Training gestern abend habe ich mich mal ausgiebig mit der Tatsache beschäftigt, dass ich in letzter Zeit vielleicht die eine oder andere Folge von "The Walking Dead" zuviel gesehen haben könnte. Ich hab nie Angst im Wald. Auch nicht im dunklen Wald. Ich bin erstens sehr wehrhaft und zweitens, welcher Wahnsinnige würde jemanden angreifen, der mehrere Hunde dabei hat von denen 2 wie Wölfe aussehen???
Eben.
Aber gestern war es irgendwie komisch. Ich hab immer mal wieder hinter mich geschaut (mach ich sonst nie), hab in den Wald geleuchtet und mich schlichtweg unwohl gefühlt. So beobachtet. Dummerweise war es gestern im Wald auch noch nebelig. Nebelig und dunkel, das ideale Setting für einen Gruselfilm im eigenen Schädel. Bäume sehen im Schein der Stirnlampe oft ziemlich seltsam aus, manchmal leuchtet im Wald irgendwas auf, sei es ein gefällter Baum, seien es Schilder. Ganz übel wirds, wenn man so in den Wald reinleuchtet und 3 Augenpaare zurückleuchten.
Die Hunde finden Training im Dunklen klasse, dann ist viel Wild unterwegs und es macht eher den Eindruck, dass wir im Rudel auf die Jagd gehen. Sie sind viel aufmerksamer, viel motivierter und laufen viel besser.
Und ich steh auf dem Wagen und starre angestrengt hinter mich und in den Wald, weil ich natürlich auch viel aufmerksamer bin und gucke ob nicht irgendwas aus dem Unterholz gewankt kommt...kannsdennwahrsein..!
Wenn einen dann noch der wabernde Nebel umgibt, wird es unwirklich. Alles scheint möglich. Der Verstand spielt einem auch Streiche, man denkt man sieht was, was da gar nicht so da ist und erschreckt sich vor einem in den Ästen verfangenen Stück Rinde, das von weitem aussah wie jemand, der sich den Strick genommen hat...

Im Sommer, wenn wir mit den Hunden spazieren gehen hatte ich auch schon oft das Gefühl mir klebt ein Blick im Nacken. Manchmal, beim Blick in den Wald meinte ich gerade noch etwas im Unterholz verschwinden gesehen zu haben. Wir nannten das die schwarzen Schatten.

Eines Tages wurd mir dann klar, dass die Blicke, die ich meine zu spüren von den bekloppten Rehen kamen, die nahe am Weg standen und schauten was denn da abgeht.....

De Deiwel im Panz

Vorgestern abend: der Jackie liegt auf seinem Sessel im Wohnzimmer, eingeringelt, tief und fest schlafend.
Ein Anblick, den der Kleine nur schlecht ertragen kann, vor allem wenn er sich langweilt. Den Jackie zu terrorisieren und zu provozieren ist nämlich seine Vorstellung von einem gelungenen Spass.
Also schlich sich der Teufelsbraten langsam an den Sessel heran. Er muss die Krallen bis zum Anschlag eingezogen haben, denn er schwebte geradezu lautlos übers Parkett.
Kurz vor dem Sessel, sozusagen in der Sicherheitszone, über die hinaus der JRT nicht plötzlich zuschnappen kann, sondierte er die Lage, ob der JRT wirklich tief und fest schlief. Als er sich versichert hatte, dass das zutraf, näherte er sich bis auf wenige Zentimeter und brachte seine Schnauze dicht vor dem Ohr des JRT in Stellung. Dann stiess einen kurzen, schrillen und sehr lauten Beller aus. Der Jackie schoss mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen in die Höhe, knurrte völlig desorientiert los und zeigte die Zähne. Er sah so verdattert aus, als wär er gerade aus einer Wassertonne gezogen worden.
Der Kleine machte einen Satz zur Seite und blieb stehen um das Ergebnis seiner Heldentat in Ruhe zu begutachten.
Der Jackie schnaufte schwer, man sah ihm an, dass er auf brutalste Weise aus dem Tiefschlaf gerissen worden war.
Der Kleine indes drehte sich um und trabte mit hoch erhobenem Schwanz davon. Ich könnt schwören, der kleine Teufel hatte das fieseste, breiteste Grinsen im Gesicht gehabt, das je bei einem Hund gesehen wurde....

Trainingskilometer 177,5

Liebes Tagebuch,
heute habe ich beim Hundetraining wieder einen Wildpinkler aufgescheucht. Es war schon recht dunkel, als wir aus dem Wald durch einen Bahntunnel nachhause fahren wollten. Im Schein meiner Lampe konnte ich ihn sofort erkennen, diesen Mann, der mitten im Tunnel sein Geschäft verrichtete. Als er mich kommen sah, flüchtete er in sein hinter dem Tunnel abgestelltes Auto und machte sich eilig von dannen.

Dazu hab ich zwei Fragen.

1. Warum fährt man extra einen guten Kilometer über einen wirklich schlechten Feldweg um in einen Tunnel zu pissen? Ist das ein Fetisch von dem ich noch nichts weiss? War der man ein Fledermausforscher, überrascht von der eigenen Harntätigkeit?
2. Warum treff ich beim Training immer auf Menschen mit Konfirmandenblase? Meinen Musherkollegen passiert sowas nie.

Und dass mir jetzt keiner was von wegen "Schicksal" erzählt!!

Dienstag, 22. November 2011

Trainingskilometer 174 - Irrlichter

Irrlichter, auch Sumpflichter oder Irrwische (In manchen Fällen wird auch der lateinische Ausdruck ignis fatuus, übersetzt etwa „Narrenfeuer“, verwendet), sind seltene Leuchterscheinungen, die nachts insbesondere in Sümpfen und Mooren beobachtet werden können.
Soweit Wikipedia. Gestern abend, bin ich zum Trainieren erst spät vom Hof gekommen und es war schon dämmerig als wir in den Wald fuhren. Die Hunde finden trainieren im Dunklen spitzenmässig und sind dann hochmotiviert. Erst mal ist es etwas nicht alltägliches, zweites ist in der Dämmerung das Wild aktiv. Ich hatte für den Fall, dass es wieder etwas länger dauert, meinen Chinabrenner dabei - meine Stirnlampe mit der man problemlos einen ganzen Sportplatz taghell ausleuchten kann. Diese musste ich auf der Hälfte der Strecke auch einschalten, denn im Wald war es dann doch dunkler als ich erwartet hatte.
Die Hunde liefen mit ordentlich Speed einen Anstieg hoch, immer in Sichtweite der Jackie, den ich gestern mal wieder dabei hatte und den ich am Fuss des Anstiegs vom Trainingswagen auf freien Fuss gesetzt hatte.
Am Ende des Anstiegs bogen wir links ab, der Jackie heftete sich an das rechte Hinterrad. Jetzt war es schon so dunklen, dass ich die ganze Festbeleuchtung einschalten musste (die Lampe hat 3 Stufen).
Plötzlich, am Ende dieses Weges, blitzte ein gelbes Licht im Dunkel auf. Manchmal stehen solche Lampen im Wald rum, wenn an irgendwelchen Leitungen in der Erde geschraubt wird um vor tiefen Löchern zu warnen und ich dachte im ersten Moment, dass es sich dabei auch um sowas handelt. Dann war das Licht aus und ein blinkendes rotes und grünes Licht tanzte ein Stück über dem Boden. Dann wieder ein gelbes Licht. Es war zu weit weg um es einschätzen zu können, aber es sah fast gruselig aus (und man kommt so ganz allein im Dunklen im Wald auf ganz seltsame Gedanken, wenn man was sieht, was man nicht einschätzen kann).
Je näher ich kam, desto seltsamer wurde es. Das rote Blinken war mal zu sehen, mal nicht, das grüne Licht  tanzte hin und her und das gelbe Licht war mal zu sehen mal nicht und wenn man es sah, ging es von links nach rechts in schwingenden Bewegungen. Ich will nicht sagen, dass mir der Hintern auf Grundeis ging, aber ich hatte auch plötzlich ein ganz seltsames Gefühl im Bauch. Weitergefahren bin ich ja trotzdem - ist wie im Horrorfilm, man sieht dass das Monster im Schrank sitzt und sagt zur Filmheldin, bevor sie gefressen wird, dass sie auf GAR KEINEN FALL die Tür vom Schrank aufmachen soll.....und was macht sie????
Genau.
Jetzt kam das Licht immer näher und für eine Sekunde hatte ich den Eindruck, dass da jemand mit Leutstäben oder Leuchtbändern durch den Wald läuft oder ein lautloses Feuerwerk abfackelt (jaja....)
Das rote, blinkende Licht war jetzt klar zu sehen, das grüne tanzte über den Weg auf mich zu udn das gelbe war jetzt weg.
Im Strahl meines Chinabrenners sah ich dann um was es sich handelte: es war eine Spaziergängerin mit einem grossen Hund.
Das rote Blicklicht war am Halsband befestigt und hatte sich deswegen hin und her bewegt. Das grüne Licht waren die Augen des Hundes, die im Strahl meiner Lampe geleuchtet hatte und was das gelbe Licht angeht - die Spaziergängerin hatte eine Taschenlampe dabei. Sie schaute auf die Hunde und meinte amüsiert "Ach du liebe Zeit, sind wir schon so weit gelaufen???"

Ich sag euch, das war mal wieder einer dieser Momente, wo einem das phantasiebegabte Hirn durchgeht und einen Dinge glauben lässt, die man bei vernünftiger Sicht auf die Dinge nie angenommen hätte....

Trainingskilometer 168 - Head on passing

Mann waren wir faul in den letzten Tagen. Meine fremdgesteuerte Trainingseuphorie hat sich gelegt, nachdem mein Leithund 4 kaputte Pfoten hatte. Man soll sich einfach nicht von anderen verunsichern und in eine jahrelang hervorragend funktionierende Trainingsplanung reinreden lassen. Deswegen haben wir in den letzten Tagen unter der Woche wieder weniger lange Strecken gefahren, dafür am Wochenende dann doppelt so lange und einen weiteren Ruhetag eingeführt.
Die Herrschaften mit dem straffen Trainingsplan werden inzwischen leicht belächelt, bzw. es wird gefeixt, dass man dringend die Rennen fahren sollte, auf denen die gemeldet haben, denn bis Januar sind diese Hunde müdtrainiert...meine Rede, aber es muss erst ein Weltmeister sagen bevor es gilt.....(grummel, das alte Elend)

Wie dem auch sei, am Sonntag waren wir fast allein im Wald, bis auf das Joggerrudel, das uns hartnäckig verfolgt und fast überholt hat, weil der Leithund die schöne Landschaft geniessen wollte. Das wusste ich zu verhindern und hab pedalt wie blöd, bergauf. Oben angekommen hatte ich einen knallroten Kopf. Vielleicht sollte ich auch mal ein intensives Training ins Auge fassen....
Der Leithund hat sich von meinen Beschimpfungen und meiner Flucherei kaum beeindrucken lassen und lief sein Ding. Das hat Vorteile, aber auch ganz viele Nachteile - zb. den, dass ich ständig auf der Bremse stehe und Mordgelüste in meinem Herzen trage.

Die letzte Abfahrt ging dann auf einmal im schnelleren Tempo vor sich und während ich mich schon wunderte, sah ich vor mir einen (wie ich zuerst dachte) Wanderer, der sich aber so komisch bewegte - nämlich auf und ab. Wegen des Hügels vor mir, sah ich zuerst nur seinen Kopf, der kurz auftauchte um dann wieder abzutauchen. Während ich noch überlegte was für eine Behinderung der arme Mensch wohl hat, tauchten die ersten Hunde auf - ein Gespann! Ich geh direkt in die Eisen, weil die neue Situation muss neu bewertet werden.
Es ist ein 6-Hundegespann mit Beifahrer.
Der Musher sieht mich, springt wie vom wilden Affen gebissen von der Karre, ebenso seine beleibte Beifahrerin. Beide zerren eilig die Hunde in den Graben. Dann winkt der Musher.
Inzwischen weiss ich wer das ist und rufe zurück, dass mir das zu knapp ist, die Hunde sich zu nah kommen können und ich so nicht vorbeikomme.Ich traue ja einem meiner Wheeler nicht so wirklich. 9 mal gehts gut, beim 10. Mal springt er mit Karacho ins andere Gespann - er tut dann nix, aber er steht halt dann im anderen Gespann. Einige Hunde haben damit kein Problem, andere hingegen schon....
Das Dumme daran: Musher F. kommt an gar niemand vorbei. Weder an Gespannen noch an anderen Hunden.
Ich hab mal erlebt, wie er, die Karre und seine Beifahrerin von seinen 4(!) Hunden in den Wald gezerrt wurden, ohne dass er sie bremsen konnte, weil sie im Wald einen Dackel entdeckt hatten.
Mit diesem Wissen im Hinterkopf und der Ansicht, dass kneifen nur was für Weicheier und Mushing nichts für Sissis ist, hab ich die Bremse aufgemacht und bin volle Kanne auf das Gespann von F. zugebrettert.
Es kam wie vermutet - während alle Hunde vorbeigingen, zog es den Großen zu den anderen Hunden hin (alles Mädchen - weisste Bescheid).
Nachdem der Kleine, der neben dem Grossen in Wheel läuft gemerkt hatte, dass was geht, zog auch er zu den anderen Hunden rüber. An den ersten beiden Reihen kamen wir noch vorbei, bei den Wheelern war erst mal Endstation. Die beiden Rüden blieben stehen, bliesen sich zur vollen Grösse auf und checkten mal die Chicas ab...Ich hab gebrüllt wie am Spiess: WEITER!!!!!!!!!!!!!
F fiel vor Schreck fast in den Wald, seine Freundin grinste sich eins - aber in dem Moment zog der Leithund vorbei und der Grosse überlegte sich das nochmal und lief weiter. Geht doch!

Keine 300 Meter weiter kommen uns Spaziergänger mit Hund entgegen. Hund sieht uns von weitem und macht schon Rabatz. Na, das kann was werden. Ich halte an, warte was Besitzer machen, also anleinen und weitergehen oder zur Seite in den Wald verschwinden.
Die Spaziergänger entscheiden sich dazu ein paar Schritte zur Seite zu gehen. Als ich fast auf gleicher Höhe bin, seh ich, dass es doch recht knapp ist, also Bremse auf und alles auf Go. Ein lautes VORBEI!!!!! und wir sind vorbei.
Das war einer der 9 von 10 Fällen, wo es gar kein Problem ist...Aber man arbeitet mit Tieren und deren Verhalten kann man einfach nicht 100% sicher vorhersehen.

Freitag, 11. November 2011

Diebstahlsicherung

Beim gestrigen Training war der Jack Russell dabei. Früher, als der Jackie noch jung war, hatte ich ihn oft dabei, inzwischen ist er 12 und nicht mehr so schnell. Aber gestern war er ausnahmsweise wieder dabei, festgeschnallt auf der Ladefläche der Trainingskarre.
Sobald wir losfahren, schmeisst er sich ja in Pose, Nase über den vorderen Rand der Ladefläche, Füsse weit nach hinten, Ohren im Wind - wie eine Kühlerfigur.
So fuhren wir auch am Nachbarsyorkie vorbei, der wieder wie ein Irrer laut kläffend am Zaun entlangfegte, sein Frauchen mit ausgestreckten Armen in leicht gebückter Haltung hinter ihm her, laut "Do kummschd du her". Was der Yorkie natürlich nicht tat.
Mein Jackie, auf der Karre jetzt deutlich grösser als der Yorkie, blickte huldvoll auf den Yorkie herab, knurrte und bellte zurück.
Im Wald hab ich die Jackielast abgeworfen, so dass der Hund hinter dem Gespann her laufen kann. Das macht er so 1 Kilometer lang und dann wird er wieder eingesammelt und festgeschnallt.
Wir waren gerade wieder losgefahren, als sich von vorne zwei Spaziergänger mit zwei Hunden näherten. Der Westie kläffte schon, als er uns sah, der Huskymix legte kurz danach los.
Ich hielt an, ging nach vorne um die Hunde festzuhalten. Der Jackie sass erwartungsfroh auf der Karre.
Die beiden Spaziergänger passierten mich und als sie gerade vorbei waren hörte ich hinter mir ein fieses Knurren. Als ich mich umdrehte sah ich noch, wie der Huskymix sich eilig von der Karre zurückzog. Scheinbar hatte er versucht dem Jackie etwas näher zu treten. Der Jackie, mutig, furchtlos, unerschrocken und zu allem bereit um Haus, Hof und Karre zu verteidigen, fletschte die Zähne und knurrte bedrohlich.
Also, dass mir einer die Karre klaut, solange der Jackie drauf sitzt würde ich jetzt mal rundum ausschliessen....

Dienstag, 8. November 2011

Gelbfusshusky

Letzte Woche fing mein Leithund aus heiterm Himmel an zu humpeln. Sie hielt eine Pfote hoch und schaute erbärmlich. Untersuchungen meinerseits verliefen ergebnislos. Der Leithund hat extrem bepelzte Füsse. Im Winter schauts aus, als hätte sie sich Fetzen eines Flokatis unter die Pfoten geklebt.
Gut, es müssen nicht die Pfoten sein, wenn der Hund humpelt, aber auch die Untersuchung von Gelenken ergab nichts.
Am nächsten Tag schnitt ich auf Anraten einer Musherfreundin den Flokati an den Pfoten weg und fiel fast in Ohnmacht: alle 4 Pfoten waren aufgescheuert und teilweise eitrig. Von den grossen Ballen löste sich die schwarze Ballenhaut. Ein Besuch beim TA brachte zu Tage, dass es vermutlich von dem Schotterweg kam, auf dem der Hund beim Training kurzzeitig gelaufen war. Mit Spritzen, Biotin und Zink waren wir dann bei 70 Euro.
Dann sagte meine TA, dass ich noch etwas machen könnte, damit es besser wird, aber sie wüsste nicht, ob ich das auch machen wollte, wär nämlich nicht so angenehm.
"Rivanol?" fragte ich
"Genau".
Rivanol mit seinem Wirkstoff Ethacridin wird vor allem zur Behandlung infizierter Wunden benutzt. Rivanol gibts u.a. in Tablettenform. Man setzt mit diesen Tabletten eine Lösung an und badet dann die Pfoten darin.
Die unangenehme Eigenschaft von Rivanol alles neongelb zu färben, was davon getroffen wird, verlangt vorsichtigen Umgang mit dem "Teufelszeug".
Also habe ich Ein-Liter-Gefriertüten genommen, mit 100 ml lauwarmem Wasser gefüllt und pro Beutel jeweils eine Tablette reingeworfen. Anschliessend wurden die Pfoten des Leithundes in diese Beutel gestellt und mit Ducttape ordentlich verschlossen. Dann muss man eine halbe Stunde warten. Die kann übrigens sehr lang sein.
Dabei ist wichtig, dass man den Hund davon abhält seine Pfoten und damit die Beutel zu schütteln, wenn man nicht überall gelb sein will.
Der Leithund hat seine Empörung über diese Behandlung durch Jammern, Fiepen und Heulen ausgedrückt. Was sie über die gelben Füsse denkt, die sie nun hat, weiss man nicht...

Montag, 7. November 2011

Ricky Stop

Gegenüber dem besten Freund von allen wohnt ein Havaneser. Dieses zur Fusshupe mutierte kleine Frettchen wird, wenn es denn mal Geschäfte zu verrichten hat, von seinen Besitzern aus dem Garten entlassen und soll, soweit der Plan, sich im angrenzden Grün eines öffentlichen Waldweges erleichtern. Der Havaneser gehorcht dem Grundsatz "Wie der Herr, so`s Gescherr" - und ist zu faul sich auf den weiten Weg dahin zu machen. Ausserdem ists im Gras auch immer so feucht, da kann man sich als Hund schlecht entspannt erleichtern.
Also überquert die Fusshupe lieber die Strasse und setzt sich mitten zwischen die Lavendelbüsche im Vorgarten des besten Freundes von allen.
Der beste Freund von allen berichtete am Wochenende darüber und erklärte, dass Ricky Stop mal wieder pitoresk in den Vorgarten geschissen hät.
Ich hab gefragt: "Wie heisst der Hund`?"
"Ricky Stop"
???
Ja, die Sache ist ganz einfach. Jedesmal wenn Frauchen oder Herrchen den Hund rauslassen und er sich nach irgendwo hinbewegt, wo er nicht hinsoll,. rufen sie "RICKY!!!! STOP!"

Auf den Namen reagiert der Hund übrigens überhaupt nicht.

Freitag, 4. November 2011

Stinkefüsse

Wenn der Große meine unmittelbare Nähe sucht ist irgendwas im Busch. Meistens ein Gewitter oder ein Sturm, an Silvester das Feuerwerk.
Gestern abend, als ich schon im Bett lag, kam er und legte sich eng, Körperkontakt suchend neben mich.
Zuerst fiel es mir nicht auf, aber dann um so deutlicher, als ein penetranter, widerlicher Gestank zu mir heraufzog. Es war eindeutig kein Pups, aber es roch nach Fäkalien. Eindeutig.
Der Hund hatte sich eingerollt und lag auf seinen Pfoten. Ich roch zuerst am Hund, dann an den Pfoten und hätte fast einen Satz aus dem Bett gemacht: es stank nach Kacke, dass es einem die Tränen in die Augen trieb.
Diese miese kleine Bestie war wohl im Garten in einen Haufen getreten (vermutlich dünnflüssig), anschliessend durch Sand gelaufen und dann ins Bett gekrochen. Die Kacke und der Sand waren eine innige Beziehung eingegangen und backten fest zwischen den Haaren an der Unterseite der Pfoten fest.
Ich wollte den Großen gerade ins Bad bugsieren um seine Füsse in der Dusche abzuwaschen, als er sich mit grossen Schritten die Treppe runter entfernte und im Esszimmer verkroch. Er weiss dass das nichts Gutes bedeutet, wenn ich ihn ins Bad bitte.
Im Esszimmer musste ich ihn mit viel Nachdruck unter dem Tisch hervorlocken. Dann mit viel Wasser, Seife und Küchentüchern die Pfoten vom Sand-Kacke-Mix befreien ohne mich in den Mülleimer zu erbrechen.
Das dauerte eine Weile. Anschliessend war der Hund beleidigt, roch aber gut. Ich denke, wir müssen wieder die Pfotenkontrolle an der Haustür einführen: keiner kommt ohne Vorzeigen der Füsse ins Haus...!